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Drei Groschen für eine Oper

Komme grad aus dem Theater, sah im Staatsschauspiel „Die Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill, da stellt sich die schier unlösbare Frage, was denn das schlimmere Verbrechen sei – die Mitarbeit in einer Bank oder die Missachtung der deutschen Steuergesetzgebung? Die Antwort der jüngsten Neuinszenierung von Friederike Heller auf diese ungestellte Frage ist vernichtend. Aber wer kann schon das ganze Leben als Show nehmen? Nur Zocker, der Finanzminister vielleicht, sowie ähnlich perfides Gelichter, das gern auf spiegelglattem Parkett verkehrt. Nennen wir sie ruhig, was sie sind: Wertevernichter.

Apropos: Die Brecht-Erben haben ja immer gleich Angst um das Abendland und alle damit verbundene Kultur, sobald auch nur ein einziges vom alten Augsburger gesetztes Komma nicht ganz laut mitgesprochen wird. So viel Extemporés wie in dieser Produktion habe ich noch nie in einem Brecht-Abend erlebt. Und da ist die Rede noch gar nicht von den immer mal wieder aus nur relativer Nähe umkreisten Tönen Kurt Weills. Wir haben an diesem Abend zwar nichts Neues gelernt, fühlten uns aber gut bis bestens unterhalten. Das jeweils acht sehr engagierte Mitstreiter umfassende Schauspiel- und Musikensemble hat ganze Arbeit geleistet, kam damit beim Publikum auch gut an. Hut ab!

Was dieser Abend mit dem ziemlich zeitgleich erschienenen Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes zu tun hat? Nun, man könnte auch fragen, ob die sogenannte Landeshauptstadt mit dem Kürzel DD das „Wiener Loch“ tatsächlich als Show sieht. Nur so als Beispiel. 30.000 Euro an Steuergeld werden pro Monat darin versenkt. Also vernichtet. „Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ Zu dumm: Da reimt sich Brecht auch noch auf Recht!

Bis nächsten Freitag, in der Zwischenzeit lieber Theater als Bank und/oder Finanzamt, ganz herzlich –
Michael Ernst