Das jüngste Konzert der Reihe „Instrumentalstars im Konzert“ bot die Chance zu einer glücklichen Wiederbegegnung, gleichzeitig zur wehmütigen Selbstbefragung. Vor einem Jahr nämlich hat der Bratscher Nils Mönkemeyer seine Professur an der Dresdner Musikhochschule zurückgegeben und ist nach München gezogen. International wird er für seine innovativ zusammengestellten Programme, geschickte Neubearbeitungen und spannende Ausgrabungen gefeiert. Warum, müssen wir uns fragen, ist der renommierte Solist nicht an „unserer“ Hochschule geblieben, was hat er vielleicht in unserer Kulturstadt vermisst?
So ganz ließ sich dieser Kummer auch während des Konzerts nicht vertreiben. Bot es doch eine aufregende Werkauswahl abseits des Üblichen, mit klug gewählten musikalischen Kontrasten. Das Gastorchester, die Kammerakademie Potsdam, hat sich einer möglichst authentischen Musizierweise verschrieben, ohne sich jedoch stilistische Scheuklappen anlegen zu lassen. Ihr Klang wirkte unter dem sehr präzise, manchmal fast etwas eckig dirigierenden Antonello Manacorda knackfrisch; die Musiker lebten dynamische Kontraste lustvoll aus, bemühten sich gleichzeitig um eine große, farbechte Klangpalette, und – wirklich selten – man sah sie lächelnd bei der Sache!
Besagter Instrumentalstar behandelte die Potsdamer als gleichberechtigte Partner, ließ sie das Konzertprogramm einleiten und auch beenden. Im Mittelpunkt stand jedoch die „Sinfonia concertante“ für Violine, Viola und Orchester Es-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Konzertmeisterin Yuki Kasai leuchtete dabei an der Seite des Bratschers, in geschwisterlichem Verständnis musizierten die Solisten; auch in einer Bearbeitung von Johann Sebastian Bachs Arie "Wir eilen mit schwachen, doch emsigen Schritten" aus der Kantate 78 "Jesu, der du meine Seele“, der die gezupfte Bassbegleitung den letzten „Drive“ verlieh.
Eine Textfassung des Artikels ist am 23. Juli 2012 in der Sächsischen Zeitung erschienen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung, ihn hier erneut abdrucken zu dürfen.