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Maja Sequeira (1970-2012)

Das letzte Interview, das Maja Sequeira einem Journalisten gab, stand nicht im Kulturteil der Zeitung – dort, wo über die letzten Jahre zahlreiche lobende Besprechungen ihrer Arbeit abgedruckt waren. Im Februar 2012 entschied sie sich, eine schwere Erkrankung öffentlich zu machen, die ihr nicht mehr viel Lebenszeit lassen würde. Zufrieden blickte sie dort auf ihre Arbeit, ihre Familie zurück. Und doch – wie schrecklich bedrückend, die Sterbens-Worte von einer Einundvierzigjährigen.

„Viel zu früh von uns gegangen“ – diese Formulierung kann deshalb auch kaum ansatzweise ausdrücken, welche Lücke der Tod Maja Sequeiras am 21. Mai gerissen hat. Nicht nur ins Leben ihrer beiden Söhne, ihrer Familie. Auch an der Technischen Universität hat sie, nachdem sie 1993 den Universitätschor übernommen hatte, über die Jahre viele Begleiter, Kollegen, Freunde gefunden. Ihrer Forscherfreude und Begeisterung ist es zu verdanken, dass der Chor sich im reichen Dresdner Musikleben mit einzigartigen, selten aufgeführten Werken profilieren konnte. Chorkonzerte mit Maja Sequeira waren spannende Entdeckungsreisen. So hat sie es sich zu einer ihrer vornehmen Aufgaben gemacht, einige Oratorien von Johann Adolph Hasse wieder auszuführen, in der Musikstadt Dresden, die Hasse besonders verpflichtet sein müsste. Oder an eine „Uraufführung“ einer Messe von Antonio Rosetti sei erinnert. Hier hatte sie neben ihrem Chor auch die Cappella Academica Dresden, die auf alten Instrumenten musiziert, als verlässliche Partner.

Wer sie im Juni 2010 in der Lukaskirche beim Festkonzert zum 60jährigen Bestehen des Unichores erlebt hat, konnte ihre umsichtige Leitung eines großen Aufführungsapparates bewundern. Und wer beobachten konnte, mit welcher Intensität sie auf ihre Laien im Unichor einwirkte, wenn z. B. bei einer Ausstellungseröffnung im Görges-Bau Bachs Motette „Singet dem Herrn ein neues Lied“ erklang, der wird ermessen, welche Lücke ihre musizierende Persönlichkeit hinterlässt.

Mit Uraufführungen und Ausgrabungen ungewöhnlicher, manchmal längst vergessener Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts ließ sie gestandene Musikliebhaber aufhorchen, machte aber auch Musikneulinge darauf aufmerksam, dass es fesselnde Welten außerhalb von Labor und Hörsaal gab. "Sie war ein Mensch voller Energie und mit der Gabe, Menschen begeistern zu können" – so drückt es Prof. Hans-Christoph Rademann aus, der mit Maja Sequeira einen längeren Weg gemeinsam ging; zuerst in der Dirigentenklasse der Hochschule für Musik in Dresden, im Dresdner Kammerchor und dann viele Jahre in der Singakademie Dresden. "Ihr früher Tod ist ein großer Verlust für die Musikstadt Dresden."

Der Dresdner Kammerchor und die Musiker der Sächsischen Staatskapelle haben Maja Sequeira am 22. Mai ein Konzert gewidmet. Zur Aufführung kamen zwei eher selten zu hörende Messen und das Vaterunser, in Musik gefasst von Leoš Janáček. Viele Freunde der Chorleiterin und Sängerin auf der Bühne, viele im Publikum gedachten da – Maja Sequeira.