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Schläferstündchen mit Anne Schwanewilms

Ein großer Liederabend vor kleinem Publikum: Anne Schwanewilms kämpfte mit Indispositionen (Foto: Johanna Peine)

Nein, die kleinen Brüche im Gesang waren es nicht, auch nicht gelegentliche Intonationstrübungen, die den gespaltenen Eindruck bewirkten, den der Liederabend von Anne Schwanewilms in der Semperoper hinterlässt. Immer wieder signalisierte die Sängerin ja durch Husten und Räuspern, dass sie nicht gänzlich uneingeschränkt über ihre Möglichkeiten stimmlicher Entfaltung an diesem Abend verfügen konnte. Dass sie zu den ersten ihres Faches gezählt werden darf, hat sie auch in Dresden mehrfach in großen Partien unter klingenden Beweis gestellt. Völlig klar auch, dass Opern- und Liedgesang sich unterscheiden; aber auch hier haben immer wieder gerade Sopranistinnen der Opernbühne für Überraschungen gesorgt, wenn sie es vermochten, kraft ihrer dramatischen Erfahrungen diesen Minidramen besondere Sinnlichkeit zu geben.

Nein: es ist ein Eindruck von Müdigkeit, der die Erinnerung an den Liederabend in der gespenstisch schlecht besuchten Semperoper bestimmt. Zunächst vier Lieder von Claude Debussy; diesen Stimmungsbildern vom Traum, vom Strand, von Blumen und vom Abend mag ein gewisses Maß an Lethargie eigen sein. Interpretation solcher Gemütszustände ist aber doch wohl etwas anderes als die Vermittlung derselben! Natürlich sind immer wieder gänzlich zarte Töne der Sängerin zu bewundern; auch helle und wunderbar klar gesetzte Töne wirken wie Lichter in dieser verschwimmenden Melancholie. Aber der Eindruck des Verlöschens ist stärker.

Stimmungsverwandt sind die folgenden vier Lieder von Hugo Wolf aus der großen Sammlung seiner Mörike-Lieder. Dass sie nicht nur die Klagen einsamer Herzen enthält, vermitteln drei Lieder, mit denen der Abend schließt: „Elfenlied“, „Selbstgeständnis“ und die launige „Storchenbotschaft“. Bei den sechs Liedern von Richard Strauss aber, die Anne Schwanewilms mit ihrem Pianisten Manuel Lange ausgewählt hat, vermag sie auch am ehesten zu überzeugen. Der große Aufschwung ist ihre Sache schon; leuchtende Töne, das klingende Piano vor allem scheint angemessener als manche Passage zuvor im Hauch. Aber die Fortsetzung folgt. Denn die Arabella der Anne Schwanewilms, Bo Skovhus als Mandryka, das Dresdner Debüt des Dirigenten Frank Beermann, am 24. Februar, in der üppigen „Beinahe-Operette“ von Richard Strauss, die den Namen der Titelheldin trägt, sollte man nicht verpassen. Auf Wiedersehen, Wiederhören bei Strauss&Schwanewilms in Dresden.