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Gut Wetter für die Kunst: Fünf Jahre Seebühne Kriebstein

Stille Schwimmer tragen zum Flair einer Seebühne bei; im Sichtfeld des Geschehens vom Boot laut platschend ins Wasser klatschende Rowdies weniger (Fotos: Peter Bäumler)

Das Wetter ist das größte Risiko von Open-Air-Veranstaltungen: Tropenhitze ließ kürzlich die Ballettgirls in der Generalprobe zu "Cabaret" einfach umfallen. So kam es, dass der Premieren-Abend am 10. Juli eigentlich die durchgespielte Generalprobe war; übrigens mit Bravour bestanden vom Aufführungsteam. Damit bringt das Mittelsächsische Theater Freiberg Döbeln ein weiteres Erfolgsmusical an seinem Sommerspielort Seebühne Kriebstein, an der Talsperre im malerischen Tal der Zschopau, zur Aufführung.

Als es im Jahr 2000 erste Überlegungen gab für eine Bühne im See an der Talsperre Kriebstein, war an einen solchen Erfolg noch nicht gedacht. Tilo Staudte, Ausstattungsleiter des Mittelsächsischen Theaters, hatte Ideen von seiner Zeit bei den Bregenzer Seefestspielen mitgebracht. Hochfliegende Pläne des Theaters und realistische des Talsperren-Zweckverbandes wurden einander angepasst. Dann spülte das Hochwasser vom 13. August 2002 zunächst alles weg. Der See war bis an die Berstgrenze der Staumauer vollgelaufen.

Im Winter 2006 wurde mit dem Bau begonnen (Foto: PR Mittelsächsisches Theater)

Doch im Sommer 2005 fand improvisiert am Ufer der ‚Seeterrassen‘ erstes Theaterspielen statt mit Shakespeares ‚Viel Lärm um Nichts‘. Im Winter 2006, bei abgelassenem See, wurde mit dem Bau begonnen. Als Stahlkonstruktion auf elf Pfählen, elf Meter hoch über Grund, erhebt sich die 260 Quadratmeter große Bühnenplattform, einen Meter über See bei Normalwasserstand. Die Tribüne mit bequemen Holzbänken für 850 Zuschauer in den natürlichen Uferhang hochgebaut, ist oben bekrönt von der Seeterrassen-Gastronomie. Beste Sicht von allen Plätzen bietet sich auf die Spielebene mit Landschaftskulisse. Gefördert durch den Kulturraum Erzgebirge-Mittelsachsen, waren für den Bau 600.000 Euro aufzuwenden. Die Spielgarderobe wird hinter die Kulissen gestellt. So landete das Ensemble in "Cabaret" mit einer Barkasse auf der Bühneninsel an.

Mit über zehntausend Besuchern im Jahr hat sich die Seebühne Kriebstein als fester Bestandteil der Sommertheater- und Ausflugslandschaft etabliert.

Schon 2008 und weiter in 2009 hatte Andrew Lloyd Webbers ‚Evita‘ 8000 Zuschauer zur Seebühne gezogen und begeistert. Kein Evita-Abend an der Seebühne war ins Wasser gefallen wegen solchem von oben. So hat das Theater insgesamt mittlerweile 15 Produktionen auf die Seebühne gebracht. Dabei auch einen eigens für diese Bühne geschriebenen "Odysseus" (Manuel Schöbel, Isolde und Jens Lommatzsch) und "Gulliver" (Schöbel, Musik Reinhard Lakomy). Überwiegend sind es musikalische Aufführungen, die Publikum zur Seebühne ziehen. Als Hauptnutzer bringt das Mittelsächsische Theater damit etwa 8000 Zuschauer im Jahr an den See.

Großkonzerte, Rock und sonstige krachigen Events sind satzungsgemäß ausgeschlossen am Kriebsteinsee, der mit dem Bau der Staumauer (1927-1929) und seiner Aufstauung seit Anfang der dreißiger Jahre bereits dem Naherholungs-Tourismus gewidmet ist. Ausnahme ist ein Motorboot-Wertungsrennen, das seit 2006 der Talsperren-Zweckverband selbst organisiert. Der Verband als Körperschaft des öffentlichen Rechts, wird vom Landkreis Mittelsachsen, der Stadt Mittweida und der Gemeinde Kriebstein getragen. Er war Bauherr der Seebühne, ist deren Betreiber und vergibt Rechte an Veranstalter wie die Chemnitzer ShowBiss oder den Mittelsächsischen Kultursommer.

Die Hitzewelle ließ die dritte "Caberet"-Vorstellung vollends ins Wasser fallen: sie musste abgesagt werden. Der Wettergott kann es uns eben einfach nicht recht machen.

www.seebühne-kriebstein.de