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Dresden hat bald wieder eine Kameliendame

Nach einigen Jahren der Abstinenz ab 2. Oktober 2009 wieder auf der Bühne der Semperoper! "La traviata" gehört international zum Kernbestand des Repertoires großer wie kleiner Opernbühnen. Mit der Inszenierung von Verdis Oper durch Andreas Homoki ist die Verdische "Erfolgstrias" (trilogia popolare) komplett.
 
Das Inszenierungsteam mit Fabio Luisi (Musikalische Leitung), Andreas Homoki (Inszenierung) und Frauke Schernau (Kostüme) ist das der "Turandot"-Produktion, welche 2004 an der Semperoper Premiere feierte. Hinzugekommen sind Frank Philipp Schlößmann (Bühnenbild), der an der Semperoper z.B. "Wozzeck" und "Cleofide" ausstattete, Gideon Davey (Kostüme) und der neue Chordirektor Pablo Assante.

Wie sag ich’s meiner Titelheldin? Olesya Golovneva ist "Violetta" (Foto: M. Creutziger)
 
Schöne Frauen mit ausschweifendem Lebensstil gehören auch heute zum alltäglichen Lebens- bzw. Medienbild. Ist nur deshalb die Geschichte der Kurtisane Violetta keine historische?  "La traviata" ist wahrscheinlich neben Mozarts "Zauberflöte" die beliebteste aller Opern. Gern wird sie umgangssprachlich auch "Die Kameliendame" nach dem deutschen Titel des Schauspiels von Alexandre Dumas d. J. genannt, auf dem das Libretto größtenteils basiert. Übersetzt man den Verdischen Titel, wäre die Rede von der "Gefallenen" oder, wie Verdi die Titelfigur über sich selbst sagen lässt, "Die vom rechten Weg Abgekommene".

Eigentlich wollte Verdi seiner dritten Oper der Erfolgstrilogie nach "Rigoletto" und "Il trovatore" den Titel "Amore e morte" geben. Liebe und Tod – unzertrennlich in der Opernliteratur schlechthin. Selbst dort, wo sich noch alles dem Leben und damit einem happy end zuwendet, gibt es Situationen, in denen die Opernhelden und -heldinnen am Rande des Todes wandeln.

Warum blieb Verdi nicht bei dem ursprünglich gedachten Titel? Weil das Sujet dem Entstehungsjahr 1852/1853 zu ungeschminkt nahe kam. Die Titelheldin Violetta Valéry hat, wie Dumas‘ Titelheldin Marguerite Gautier, Ähnlichkeit mit einer damals bekannten Prostituierten. Mehr als zwei Jahrzehnte, bevor die Zigarettenarbeiterin Carmen die Bühne betritt, ist Violetta da, erkennbar als Kurtisane in der Gesellschaft, die großzügiges Amüsement und engen Moralkodex lebt.
 
Während Dumas‘ "Kameliendame" mit sofortigem Erfolg das Licht der Welt erblickte, traf Verdis Oper zur Uraufführung am 6. März 1853 am Teatro La Fenice Venedig auf Ablehnung. Überliefert ist, dass dies an der sehr beleibten Interpretin der Titelpartie (Fanny Salvini-Donatelli) – die Herren, und nicht nur die, lachten während der Vorstellung – und einem überwiegend schlechten Solistenensemble lag. Zur Neuproduktion am Teatro di San Benedetto Venedig, die am 6. Mai 1854 herauskam, überarbeitete Verdi die Partitur und hatte eine ausgezeichnete Solistenbesetzung. Diesmal wurde die Premiere ein Erfolg.

Das Teatro La Fenice, das Uraufführungstheater, an dem der Komponist auch Regie führte, verlegte die Handlung in die Zeit um 1700. Bald eroberte sich das Werk die italienischen Bühnen, zunächst zensiert und unter dem Titel "Violetta". Aufgrund des vorherrschenden Dreivierteltaktes wird die Oper auch gern eine Walzeroper genannt und ist für die einen zum Dahinschmachten, für die anderen vor dem Hintergrund eines Tanzes auf dem Vulkan ein Kammerspiel um bekannte Schmerzen, zugefügt von unerfüllten Lebensträumen. Die Kamelie, die Violetta Alfredo bei der ersten Begegnung reicht, blüht einen Tag. In der Oper dauert beider Glück bis zur rigorosen Trennung fünf Monate. Als Alfredo zurückkehrt zu Violetta, ist es zu spät…

Premiere: "La traviata"
Freitag  2. Oktober  2009, 19.00 Uhr

Musikalische Leitung: Fabio Luisi                
Inszenierung: Andreas Homoki                   
Bühnenbild: Frank Philipp Schlößmann                          
Kostüme: Gideon Davey/ Frauke Schernau