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Edle Sänger dürfen nicht ungeehrt vom Hofe ziehn

Eben noch, bis kurz vor Beginn des Festaktes im festlichen Foyer der Semperoper, der mit einer Intrade für drei Posaunen eröffnet wird, sei er schwer aktiv gewesen, voller Kraft und Saft auf den Proben, er gehöre zum „Urgestein“ der Semperoper und

es sei eine Freude, dass er jetzt in so besonderer Weise geehrt werde. Das sagt Benedikt Holtbernd, künstlerischer Betriebsdirektor der Sächsischen Staatsoper, und sein freundlicher Gruß gilt dem Sänger Matthias Henneberg, der dem Ensemble seit 25 Jahren angehört und demzufolge in der kommenden Saison mit der wiedererstandenen Semperoper die Silberhochzeit feiere.

Matthias Henneberg wird durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst der Ehrentitel „Kammersänger“ verliehen. In seiner heiter-philosophischen Laudatio verweist der Intendant Gerd Uecker darauf, dass eine verliehene Ehre wie ein solcher traditionsreicher Titel nicht mit Geld aufzuwiegen sei. Ja mehr noch, ihm, dem Intendanten sei die Ehre wiederfahren, einen Künstler zu ehren, bei dem in besonderer Weise Zuverlässigkeit und Ethos sich mit sängerischen Kompetenzen verbinden, was stets zu Leistungen mit hohem künstlerischen Anspruch führe. Der Intendant weist darüber auf das soziale Engagement von Matthias Henneberg hin und hebt seine allseits anerkannte Arbeit im Personalrat der Staatsoper hervor.

Matthias Henneberg, in Gotha geboren, erfuhr seine musikalische Prägung als Mitglied der Dresdner Kapellknaben. Zunächst hatte er gar nicht den Wunsch Sänger zu werden, die Elektronik interessierte eher, dennoch hat die Entscheidung nie bereut. Nach dem Gesangsstudium in Weimar bei Gerd Neumann, kehrte er zurück nach Dresden, wo er schon als Mitglied des Kinderchores in der Inszenierung „Der junge Lord“ auf der Bühne des Großen Hauses stand. Prägend sind in der dankbaren Erinnerung die Begegnungen mit so hervorragenden Lehrern wie Christian Elßner und Hajo Müller im Dresdner Opernstudio, von wo aus er 1985 ins Solistenensemble wechselt. Matthias Henneberg hat sich im Laufe der Zeit ein immenses Repertoire im Bereich der Oper und des Konzertes erarbeitet. Das wiederum führt zu Gastspieleinladungen an bedeutende Opernhäuser wie in Berlin, Paris, Zürich und in den USA, es kommt zu prägenden Begegnungen mit Dirigenten und Regisseuren.
An der Dresdner Oper aber erfährt der Sänger Förderung und Anerkennung, was er besonders im Hinblick auf Zusammenarbeit mit Gerd Uecker betont. So kann er dankbar auf die Herausforderungen der letzten Jahre verweisen, etwa seine Mitwirkung in „Peter Grimes“, „Die Meistersinger von Nürnberg“, oder jüngst in „Cardillac“, um nur Beispiele zu nennen. Die neue Saison bringt mit „Notre Dame“ die spannende Begegnung mit einem unbekannten Werk und vor allem die besondere Aufgabe, in beiden Ring-Zyklen die Partie des Alberich zu singen. Ein großer Wunsch steht dann noch aus. Die Partie des Beckmesser in den Meistersingern würde Matthias Henneberg gerne singen, wo er derzeit als Fritz Kothner zu erleben ist.

Natürlich ist er jetzt dankbar und sehr erfreut über die Ehre, diesen Titel verliehen zu bekommen. Die Urkunde von Staatsministerin Eva-Maria Stange wird ihm durch Staatsekretär Knut Nevermann überreicht, der den gerade ernannten Sächsischen Kammersänger mit Schiller-Zitaten beglückwünscht und ganz im Sinne eines Regierungsvertreters mit Dichterworten sagt, man dürfe edle Sänger nicht ungeehrt vom Hofe ziehen lassen. Der Geehrte halt sich kurz mit seinen Dankesworten, pflicht das Bonmot ein, dass man mit wenigen Worten zu erkennen geben solle, dass man viel gedacht habe und singt lieber. Vier Lieder von Richard Strauss und gänzlich passend auch am Ende „Habe Dank“.

Boris Michael Gruhl

Eine Textfassung des Artikels ist in den “Dresdner Neuesten Nachrichten” erschienen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung, ihn hier erneut abdrucken zu dürfen.