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Obama wirft seinen Schatten voraus: »The Knights« im Schlachthof

Herrin im Hedonistic Paradise: Christina Courtin (Foto: PR)

»The Knights« sind im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele schon mal nach Dresden gereist und lassen erahnen, was Amerika musikalisch ausmacht: ein Schuß herrliche “don’t care”-Naivität. Patriotismus, nicht zu knapp.

Unendliche Weiten. Visionen. Und dann noch eine Stimme, die das neue New York ist, in jedem Ton atmet: Christina Courtin.

Die Sängerin füllte am Donnerstag die zweite Konzerthälfte des “Join us!”-Konzertes im Schlachthof aus. Mit herrlich lakonischen Songs wie “Hedonistic Paradise”, “Laconia” oder “One man down”, süffige Orchesterbegleitung durch »Die Ritter« unter Eric Jacobsens Leistung natürlich inklusive. Eine Mischung von Björk, Moldy Peaches, Adele? Wir wollen uns da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Ihr Album erscheint am 23. Juni.

Ein bißchen erschreckend dagegen, was davor – in der ersten Konzerthälfte – und danach, bei der angekündigten “U-30-Abo-Party” passierte. Beethovens Coriolan-Ouvertüre e l e k t r i s c h v e r s t ä r k t ?? Das kann man beim besten Willen selbst im akustisch grenzwertigen großen Schlachthofsaal nicht bringen, ohne von Eingesessenen mindestens ein Stirnrunzeln zu ernten. Zumal die Interpretation nicht halb so schlüssig erschien wie die der “Siebten” am Abend vorher in der Frauenkirche. Im Programm mit amerikanischen Standards (das einfach nur einfältig-fade “Appalachian Spring” von Aaron Copland, der “Company” von Philip Glass und Charles Ives’ “Unanswered Question”) wirkte der Beethoven wie ein seltsamer Fremdkörper. Und die Party? Außer den “Knights” waren die Gäste “U 30” quasi an einer Hand abzuzählen. So verdammt schwierig es ist, in dieser Altersgruppe Interessenten für Konzerte mit klassischer Musik zu rekrutieren; irgend eine Lösung muß es geben! Dass es nicht reicht, eine vielversprechende junge Sängerin in ein konventionelles Konzertprogramm einzubetten, wissen wir jetzt.

Anders Winter