Deutschlands jüngster GMD gibt sein Dresdner Dirigentendebüt (Foto: R. Frank)
Cornelius Meister, als Dirigent unterwegs zwischen Paris und San Francisco, ist 28 Jahre alt. Der jüngste Generalmusikdirektor Deutschlands – seit 2005 ist Meister GMD in Heidelberg –
kommt aus einer hochmusikalischen Familie. Sein Weg ans Pult scheint im Rückblick nicht gänzlich überraschend. Sein Vater, Konrad Meister, war Pianist und Klavierprofessor an der Musikhochschule der Geburtsstadt Hannover, die Mutter Klavierlehrerin, Bruder Rudolf Meister ist Pianist und Rektor der Musikhochschule in Mannheim.
Cornelius Meister wurde Pianist, lernte Kammermusik schätzen und fand so den Weg zum Dirigieren. Studierte in Hannover und Salzburg bei Eiji Oue und Dennis Russell Davies. Für die Arbeit mit dem Orchester gelten für ihn gleiche Kriterien wie für das Kammerspiel. Es kommt darauf an, einander zuzuhören, miteinander zu kommunizieren. Der Dirigent, nur optisch vor dem Orchester, gehöre in das sensible System einer so intimen wie emotionalen Kommunikation, die so interessant und anregend sein sollte, dass die Zuhörenden sich einbezogen fühlen, sagt Meister im Gespräch.
Der Dirigent, der jetzt erstmals mit der Dresdner Philharmonie arbeitet, kennt die Stadt seit etlichen Jahren. Mit Interesse hat er, dessen Großmutter aus Sachsen kommt, ihre Entwicklung wahrgenommen, immer wieder Veränderungen beobachtet. Gleich aber bleibt die Freundlichkeit der Menschen. Deshalb ist er glücklich, mit der Dresdner Philharmonie, Chor und Jugendchor, dem Pianisten Alexander Toradze sowie dem international renommierten Lichtdesigner Andreas Fuchs dieses nicht ganz alltägliche Programm dirigieren zu können. Es dürfte spannend sein, die Beziehungen zwischen den drei Werken des Abends zu erkunden. Überraschung und Verblüffung will der Dirigent nicht ausschließen, der das Konzert mit der Ouvertüre und dem Bacchanal aus Wagners Oper „Tannhäuser“, 1845 in Dresden uraufgeführt, eröffnet. Arnold Schönbergs „Verklärte Nacht“ als ein Beispiel der Musik nach Wagner steht in der Mitte, bevor als Urauffü0hrung in der zu erwartenden Form „Prométhée – Le Poème du Feu“ von Alexander Skrjabin folgt. Das Stück aufzuführen, war ein besonderer Wunsch des Dirigenten: seit seiner ersten Begegnung mit dem Werk sei er „Feuer und Flamme“, bekennt er.
Der originale “Farbenlicht-Apparat” Skrjabins (Foto: Dresdner Philharmonie)
In der Zusammenarbeit mit dem Dresdner Ensemble und dem Lichtdesigner wird man noch nie Dagewesenes hören und sehen. Eine gesamtsinnliche Erfahrung aus Klängen und Farben, wie sie der Komponist visionär niederschrieb, wird man Dank der technischen Möglichkeiten, die in Dresden zur Verfügung stehen, erstmals erleben können. Alexander Skrjabins Komposition folgt der Idee vom synästhetischen Zusammenklang aus Farben und Tönen, die auf Mythen der Frühgeschichte zurück geht. Musik, Religion und Philosophie verschmelzen zur audiovisuellen Komposition, zu der der Komponist in der Partitur einen zweistimmigen Part für ein „Lichtklavier“ schrieb um somit in einer Symbiose aus Klängen und Farben die Zuhörenden in den Verlauf eines Gesamtkunstwerkes einzubeziehen.
Boris Michael Gruhl
Der Artikel ist am 29. Oktober in den Dresdner Neuesten Nachrichten erschienen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung, ihn hier erneut abdrucken zu dürfen.
Am 31. Oktober ist Cornelius Meister um 19.30 Uhr zu Gast bei “Künstler im Gespräch” im Studiotheater des Kulturpalastes (zusammen mit dem Licht-Designer Andreas Fuchs). Der Eintritt ist für Karteninhaber, Abonnenten und Inhaber der “KulTourCard” gratis.
Dresdner Philharmonie
2. Zykluskonzert
1. und 2. November
19.30 Uhr, Kulturpalast