Scroll Top

Neues Galaformat ließ die Oper jubeln

Mit ausgebreiteten Armen begrüßte Rolando Villazón das Publikum: „Es ist ganz schön, als Ausländer hier zu sein!“ Brausender Applaus vom Saal bis zur Bühne, Bogenklopfen des Orchesters an jenem Tag, an dem auf dem Theaterplatz Zehntausende zu einer Demo gegen Islamkritiker zusammengekommen waren. Der neue Semperoper-Intendant Peter Theiler hatte den Startenor zur Moderation engagiert – und kündigte gleichzeitig an, der Tenor werde hier im April 2019 die französische Barockoper »Platée« inszenieren. Der aus Mexiko stammende Sänger, Regisseur, Schriftsteller und Karikaturenzeichner bewies höchst amüsante Unterhalter-Qualitäten. Zum musikalischen Programm und über die Preisträger fand er einfühlend charakterisierende Worte, erntete mit Witzchen auch Schmunzeln bei der Mikroübergabe an die Laudatoren der Preisübergabe, dem eher würdig vollzogenen Teil solcher Veranstaltungen.

Foto: Klaus Gigga

Der alljährlich und nun zum 26. Mal vergebene, mit 15.000 Euro dotierte Semperoper-Preis ging an den „Superbass“ (Zitat Villazón) Georg Zeppenfeld für seine herausragenden Leistungen. In Musikerkreisen wird der Sänger in höchsten Tönen gelobt, seine Kollegialität mit den Attributen Ruhe, Gelassenheit und Freundlichkeit beschrieben. In seinen Dankesworten auf die Elogen der Laudatorin, Kollegin Camilla Nylund, äußerte der »Sarastro«-Sänger unprätentiös: „Hätte die Natur mir nicht den Bass gegeben, wäre ich nicht Sänger geworden“. Der heute als führender Vertreter wichtiger Bass-Rollen im Wagner-Fach international geschätzte Sängerdarsteller blieb Dresden seit seiner Zeit als Ensemblemitglied von 2001 bis 2005 stets eng verbunden. Die Elbestadt sei seine künstlerische Heimat, hier habe er auch seinen festen Wohnsitz. 2003 mit dem Christel-Goltz-Preis der Stiftung Semperoper – Förderstiftung ausgezeichnet, verlieh der Freistaat Sachsen 2015 dem Publikumsliebling den Ehrentitel eines Kammersängers.

Einen weiteren Preis verleiht neuerdings die Stiftung Semperoper im Andenken an den Tenor Curt Taucher (1885- 1954). Er zählte in den 1920er und 1930er Jahren zu den Stützen des Dresdner Ensembles und wurde international als Wagner-Sänger gefeiert. Durch eine großzügige Zustiftung von 200.000 Euro von Seiten der Taucher-Erben konnte der nach dem Sänger benannte Förderpreis für junge Opernsängerinnen und -sänger zur Vergabe alle zwei Jahre mit einem Preisgeld von 4.000 Euro eingerichtet werden. In diesem Jahr erhält ihn die finnische Sopranistin Tuuli Takala. Sie kam 2015 als Mitglied des Jungen Ensembles an die Semperoper, wo sie als Barberina in »Le nozze di Figaro« debütierte. Seit 2017 ist sie Ensemblemitglied und feiert derzeit große Erfolge als Gilda in »Rigoletto« sowie als Marzelline in »Fidelio«.

Und noch ein Gewinner war am Gala-Abend zu verzeichnen: der Kaufmännische Geschäftsführer der Oper Wolfgang Rothe, der sich über den Publikumserfolg freute: „Wir bekamen das Haus gut gefüllt mit zahlendem Publikum, anders als bei den früher vormittäglichen Matineen der Stiftung, bei denen wir viele, sehr viele Ehrenkarten ausgeben mussten, um den Saal einigermaßen zu belegen. Dieses neue Format »Abendgala«, das behalten wir schon aus Kassagründen bei!“

Beim Schlussdefilee der Interpreten und Beteiligten auf der Bühne – hervorzuheben ist da auch das schwungvoll straffe Orchesterdirigat von Kristina Postka im keck taillierten Damenfrack – stellte Villazón Schlagfertig- und Schnelligkeit unter Beweis, als er quer über die Bühne preschend den für ihn gedachten Blumenstrauß mit Hofknicks an eine der Damen abgab, die vergessen worden war. Nochmals Bravo und Schlussapplaus für den heimlichen Star des Abends…