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Ausgeschlafen!?

Flag_of_Kenya.svgAch, die lieben Nachbarn nun wieder … Man soll ja nicht über sie spotten. Aber wenn sie so dazu einladen, was soll man da tun? Sie gehen jetzt eine Kenia-Koalition ein, die erste in der Bundesrepublik Deutschland und deren Geschichte. Das muss also ganz und gar was Historisches sein, nicht? Das koloniale Zeitalter ist ja glücklicherweise vorbei. Vielleicht ist es einfach nur albern, sich nach Parteifarben zu benennen. So albern, wie der steuer-teure Slogan vom „Land der Frühaufsteher“ gewesen ist (peinlicher gehts nicht? Klar.). Und wo überhaupt taucht die Farbe Rot im anhaltinischen Wahlausgang auf? Die Sozialdemokraten von heute dürften doch höchstens noch einen rosafarbenen Hauch tragen. Kenia und Rosa, das erkläre mir mal wer!

Aber es geht nicht um Farben. Es geht um Kultur. Die wurde in Sachsen-Anhalt in den vergangenen Jahren sehr kontinuierlich behandelt. Also weggespart. Kaputtgekürzt. Abgemäht. Stephan Dorgerloh sei Dank. Ob in Halle oder in Dessau, der Oury-Jalloh-Stadt, der theologisch bewanderte Sozi hat sinnvolles Sparen stets mit Schrumpfen und Stilllegen verwechselt. Ob am Bauhaus oder an diversen Theatern, überall mussten Köpfe rollen, wurden Strukturen zerschlagen, ist eine gewachsene Kulturlandschaft mit Füßen getreten worden.

Wirklich verdient gemacht hat sich der evangelische Ex-Prälat einzig allein um dem Erz-Konservativen Otto „Fürst“ Bismarck. Dessen Geburtsstätte in Schönhausen wurde auf Kosten der Steuerzahler mit banalen Devotionalien gefüllt, die Erbengeneration des Eisernen Kanzlers dürfte das reichlich gefreut haben. Beobachter und Betroffene waren seit Jahren verzweifelt über einen derart kulturlosen Kulturminister. „Das Sparen ohne Ende muss ein Ende haben,“ forderten viele. Der Dorgerloh sei ein Minister ohne Kommunikationskultur, wohl auch ohne Ambition für die Kultur gewesen, heißt es bei jenen, die unter dem 2013 „für die traurigsten und unverschämtesten Vorkommnisse in der Darstellenden Kunst und Musik“ mit der „Goldenen Stechpalme“ geehrten Politpraktikanten am meisten gelitten haben.

Ob sie nun aufatmen dürfen? Nicht nur den beispielhaften Versager sind sie jetzt los, auch den Posten und das Ministerium wird es unter kenianischen Farben künftig nicht mehr geben. Dafür aber sollen laut Koalitionsvertrag 100 Millionen Euro für die Kultur bewilligt werden. Der Kulturbereich wird der Staatskanzlei angegliedert; zuständig für die Kultur soll künftig ein Staatssekretär sein. Bleibt zu hoffen, dass der – im Gegensatz zu Stephan Dorgerloh – ein Gestalter sein wird, der auf Dialog setzt und dazu auch fähig sein mag. Nötigenfalls darf auch mal über die kleinstaatlichen Landesgrenzen geschaut werden: Sachsen hat – allem einstigen Diktatorengehabe der traurigen Milbradt-Jahre zum Trotz – solch einen Raubbau am kulturellen Reichtum nie zugelassen. Heute weiß man die Kultur hier in kundigen Händen. Kein schlechtes Zeichen, oder?

Liebe Nachbarn, es wird Zeit, aufzustehen!