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Flammende Rache-Arie im All

Das „Rote Sofa“ war wieder einmal in den Festsaal des Richard-Wagner Museums im stilvoll restaurierten Jagdschloss Graupa gekarrt worden. Platziert um die Grand Dame des Soprans, Edda Moser, saßen prominente Freunde. Eva Michnik, Dirigentin und Intendantin der Oper Breslau, ihr Gatte und Wagner-Sänger Boguslaw Szynalski, der ehemalige Kruzianer und Chefdirigent des Sinfonieorchesters von Auckland in Neuseeland, Eckehard Stier, und die Erste Konzertmeisterin der Sächsischen Staatskapelle Dresden, Yuki Manuela Janke.

Die Runde steigerte sich temperamentvoll  – bewährt-locker moderiert von Michael Ernst – in die Themen; wobei letztlich fast immer das Gespräch bei Wagner landete. Dem, gestand die Moser, eigentlich ihre große Liebe galt – sängerisch – sie es aber nur zu den drei Rollen brachte: „Isoldes Liebestod“, Senta in Berlin, in Bayreuth die 2. Rheintochter unter Karajan. Der Pult-Zauberer – wieder ein Geständnis – der für alle „ein Gott“ war, hatte der Mozart-Sängerin auch den Weg an die Metropolitan geebnet. Für die „Königin der Nacht“, der sänger- und gestalterisch schwersten aller Koloraturarien, welche sie vorher erst in Dresden gesungen hatte.

In solches Geplauder setzte der Moderator eine Bandeinspielung, die sogleich die gesamte Gemeinde, Podium und die etwa 70 Lauschenden des Publikums, in Stimmung einer Märchenstunde aus „Tausend und Einer Nacht“ verwob: Edda Mosers Stimme aus dem All! 1977 nämlich wurden von Cape Canaveral aus zwei unbemannte »Voyager«-Raumkapseln mit Schubraketen auf die Reise in den intergalaktischen Raum geschickt. Unser Sonnensystem haben schon verlassen. Mit der Vorstellung, die Sonden könnten auf eine unbekannte Zivilisation treffen, wurden Datenplatten mitgegeben auf die mit Schallplattentechnik Bild- und Audioinformationen höchster Menschheitsleistungen geschnitten sind. Die Platte, mit gezeichneten Erklärungen in binären Codes beschrieben, dürfte von Wesen der unseren ähnlichen Lebensform und Intelligenz gelesen, gespielt, gehört werden können. Wenn auch die Aufzeichnungen im Weltraum eine Billion Jahre überdauern dürften, ist die Zufallswahrscheinlichkeit, dass es zu einem Abhören kommt, so klein wie das Weltall unendlich groß.

Als Beispiel für menschliche Gesangskunst ist auf der „Voyager Golden Record“ Mosers gefeierte Interpretation einer »Zauberflöte«-Arie auf Weltallreise. Mitgegeben ist eine Saphir-Abtastnadel. Möge sie in leidenschaftlicher Wut erbeben, wenn die grünen Männchen die Platte auflegen: der kochendheißen Hölle Rache im zitterkalten interstellaren Raum…