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Sächsische Staatskapelle Dresden stellt Saisonprogramm 2011/2012 vor

Gut gelaunt gab das Leitungsteam der Sächsischen Staatskapelle Dresden samt dem designierten Chefdirigenten Christian Thielemann in der VW-Manufaktur heute das Konzertprogramm für die kommende Saison 2011/2012 bekannt. Die frühlingshafte Aufbruchstimmung ist der Tatsache geschuldet, dass der offizielle Start für Thielemann immer näher rückt. Er selbst fühlt sich längst angekommen und betonte daher weniger den eigentlichen Beginn sondern die besondere Kunst des Überganges. So ist denn die letzte Saison ohne Chefdirigent dennoch mit dessen Präsenz gespickt: 21 Konzerte wird Thielemann bei der Kapelle dirigieren, davon neun auf Tournee. Bis zur ersten Oper mit Thielemann werden sich die Dresdner noch gedulden müssen – eine neuinszenierte "Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss wird im Februar 2012 als Orchestergastspiel unter Thielemann in Baden-Baden zu hören sein.

Fast zwei Dutzend Konzerte leitet der künftige Chef 2011/2012 selbst: Christian Thielemann am Pult der Sächsischen Staatskapelle Dresden.

Christian Thielemanns eigene Beiträge zur kommenden Saison erscheinen ebenso folgerichtig wie außergewöhnlich: Adventskonzert und Silvesterkonzert liegen ebenso in seinen Händen wie das 1. Sinfoniekonzert, in welchem der Dirigent neben Werken von Brahms und Busoni das Klavierkonzert von Hans Pfitzner (Solist Tzimon Barto) vorstellen wird. Dazu wird Thielemann in der Frauenkirche Bachs Weihnachts-Oratorium leiten; das Zustandekommen beschreibt er als glückliche Fügung eines langgehegten Wunsches. Ein echtes "Revival-Concert" schließlich ist das Benefizkonzert für den Bundespräsidenten (das seit einigen Jahren nicht mehr in Berlin stattfindet, sondern im jeweiligen Bundesland, das das Konzert ausgestaltet), denn Thielemann dirigiert dann erneut die 8. Sinfonie von Anton Bruckner, mit der er vor drei Jahren als Einspringer in Dresden gefeiert wurde. Mit diesem Werk reist die Kapelle auch nach Tel Aviv, um dem Israel Philharmonic Orchestra zum 75. Geburtstag zu gratulieren. Selbiges wiederum wird unter Zubin Mehtas Leitung in der Semperoper gastieren (10.9.2011), ebenso wie das Chicago Symphony Orchestra unter Leitung von Riccardo Muti, das sich in einer Kooperation mit den Dresdner Musikfestspielen am 3.9.2011 (21 Uhr) mit Thielemanns 1. Sinfoniekonzert (17 Uhr) die Saison-Eröffnung teilt: eine unkonventionelle Aufteilung eines Konzertabends, die aber den Dresdnern ein zweifaches, hochrangiges Musikereignis ermöglicht.

Orchesterdirektor Jan Nast nannte weitere Schwerpunkte der kommenden Saison: Ehrendirigent Sir Colin Davis, der in diesem Jahr seit 30 Jahren regelmäßig am Pult der Kapelle steht, feiert 2012 seinen 85. Geburtstag. Ihm zu Ehren gibt es zwei Sinfoniekonzerte unter seiner Leitung und eine Geburtstagstournee "Sir Colin at 85!" mit einem reinen Mozart-Programm. Auch das jährliche Gastspiel des Gustav-Mahler-Jugendorchesters (22.8.2011) wird diesmal von Davis geleitet. Den Titel "Capell-Virtuos" erhält der Geiger und Dirigent Nikolaj Znaider, jüngst Gastdirigent der China-Tournee des Orchesters. Er wird mehrere Konzerte in der kommenden Saison gestalten: als Dirigent des 4. Aufführungsabends, als Solist in Violinkonzerten von Sibelius und Mozart sowie in einem Violin-Recital.     

Neue Capell-Compositrice: Lera Auerbach (geb. 1973)

Auch der "Capell-Compositeur" geht in einen neuen Jahrgang. 2011/12 wird es wieder eine "Compositrice" sein – mit der Wahl der in den USA lebenden russischen Komponistin Lera Auerbach schlägt die Kapelle nun gemäßigt zeitgenössische Töne an. Auerbach ist mit mehreren Uraufführungen präsent, darunter ein abendfüllendes Auftragswerk: ein "Dresdner Requiem" ist zum Gedenktag im Februar 2012 programmiert, Dirigent Vladimir Jurowski wird das neue Werk aus der Taufe heben. Auch in der weiteren Programmatik wird mutige Gegenwart weitgehend vermieden: Schnittke und Messiaen heißen die beiden Komponisten, die gerade noch Aufnahme in den Konzertkalender gefunden haben, die zweite Wiener Schule sucht man in diesem Jahrgang allerdings vergeblich.

Weiterhin setzt die Staatskapelle in ihren Konzerten der Saison 2011/2012 auf bewährte Partner und Gäste, so geben sich Manfred Honeck, Yannick Nézet-Séguin, Charles Dutoit und Herbert Blomstedt die Ehre. Besonders freuen darf man sich auf Georges Prêtre, der sein Debut-Werk bei der Kapelle, die 1. Sinfonie von Gustav Mahler nach zehn Jahren erneut dirigieren wird. Außerdem wies Konzertdramaturg Tobias Niederschlag auf ein spannendes Doppelkonzert mit dem Dirigenten Kirill Petrenko hin, der Rachmaninows Klavierkonzerte den sinfonischen Werken von Alexander Skrjabin gegenüberstellen wird. Solistisch darf man sich auf Boris Berezovsky, Martha Argerich, Julia Fischer, Janine Jansen, Joyce DiDonato und viele andere freuen.

Traditionell wird es in der ehrenamtlich durchgeführten Kammermusik der Staatskapelle vier Aufführungsabende mit jungen Dirigenten und Solisten aus dem Orchester geben, dazu acht Kammerabende vom Duo bis zum Nonett. Eine neue Streichquartettformation aus den Reihen der Kapelle wird sich bei den ebenfalls wieder im September stattfindenden Schostakowitsch-Tagen in Gohrisch konstituieren.

Das vollständige Programm der Saison 2011/2012 ist auf den Seiten der Staatskapelle Dresden abrufbar.

Fotos: Matthias Creutziger / PR