Das 11.Sinfoniekonzert der Staatskapelle in der Semperoper begann anstelle einer leichteren Ouvertüre ungewöhnlicherweise mit dem gewichtigen Violinkonzert in D-Dur von Beethoven. Nikolaj Znaider als Geiger, Christian Thielemann als Dirigent boten mit der sensibel mitgehenden Kapelle eine Interpretation von besonderem Charakter, eine, die man so schnell nicht vergisst.
Solist und Dirigent zeigten eine innere Verwandtschaft, ein bedingungsloses aufeinander Zugehen, ein Zuspielen und Ergänzen in Ausdruck und Gestaltung, das von unmittelbarer Faszination war. Solche Eintracht findet man selten. Und so selten war auch die packende Wirkung des Beethovenschen Werkes. Die einzigartige Interpretation mit einem Solisten, der einst mit der Staatskapelle seine ersten eigenen dirigentischen Pläne verwirklichte, beherrschte nicht nur die wunderbar zarten Töne und zugreifenden Akzentuierungen, sondern er konnte ahnen, wie der Dirigent vorgeht. Und Christian Thielemann nahm die Angebote des Solisten auf und gestaltete in einmaliger Eintracht den Ochesterpart mit sinfonischer Kraft. Die Kapelle ging sensibel den gestalterischen Vorgaben nach und konnte so selbst die Klanglichkeit wirken lassen. So entstand ein künstlerischer Eindruck von atemberaubender Intensität. Begeisterunsgstürme brandeten auf! Mit der Sarabande aus der h-Moll-Partita bedankte sich der Solist für den Applaus.
Im zweiten Teil des Abends erklangen anstelle eines ja bereits vorgestellten Solokonzerts die Mozartvariationen von Max Reger, ein Werk, das das Orchester als vielstimmiges Solistensemble zur Geltung bringt. In den als Charakterstücke gereihten Abwandlungen des Mozartschen Themas wurde die klangliche Variabilität deutlich vorstellbar. Nicht der sinfonische Grundzug wurde erfasst, sondern vor allem die Vielseitigkeit der interessanten und fantasiereichen thematischen Abwandlungen. Und das wurde beifällig gefeiert. Den Abschluss des ungewöhnlichen, aber dennoch überzeugenden Konzertablaufs bildete Richard Strauss‘ »Till Eulenspiegel«, weniger in lockerer Schelmenweise, mehr im Sinne einer derben, zupackenden Volksfigur, die der Komponist damals (1895) auch als Oper auszuarbeiten beabsichtigte. Sein Plan wurde nicht verwirklicht. Die sinfonische Dichtung mit ihrer faszinierenden thematischen Durchgestaltung indes ist uns überliefert und wurde nun vom „Chef“ selbst eigenwillig, oft allzu gewichtig mitreißend erfasst.
Wieder heute, 20 Uhr, Semperoper