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Ein Verhältnis mit Jazz

Dieses Konzert ging philosophisch zu, gab Beziehungstipps ab, nicht ganz jugendfreie Anspielungen zum Besten und vor allem entspannte Musiker zu sehen und entsprechende Musik auf die Ohren.
Jasmin Tabatabei ist eigentlich als Schauspielerin bekannt, an diesem Abend war sie ganz Sängerin. Geschichtenerzählerin, Verführerin, Klatschtante, Philosophin. Zusammen mit dem David-Klein-Quartett gastierte sie im Rahmen der Jazztage Dresden im Societaetstheater.

Das Programm Eine Frau entpuppte sich als abwechslungsreich, kurzweilig und charmant. Es hatte kleine Alltagsmärchen, melancholische Lebensgeschichten, kokette Statements und resignierte Beziehungsresumées im Gepäck. Da kamen nicht nur die Frauen im Publikum auf ihre Kosten.
Mit unverfälschter, natürlicher Stimmfarbe sang Jasmin Tabatabei von verstrichenen Möglichkeiten, kribbelnden Begegnungen zweier Fremder oder den absonderlichen Verhaltensweisen liebender Menschen. Aber auch die weniger romantischen Themen fielen nicht unter den Tisch: Den Song „Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben?“ komponierte David Klein, er berichtet auf freche, abgeklärte Weise von Gerüchten und entsprechend unverfrorenen Weibsbildern.„Ich habe eben ein Verhältnis mit dem Jazz“, erklärte Jasmin Tabatabei die Liedwahl.

Neben Songs von David Klein sang sie auch Texte von Friedrich Hollaender, Kurt Tucholsky, Oscar Straus und Reinhard Mey.
Begleitet wurde sie auf leichtfüßige Weise von Olaf Polziehn am Flügel, Davide Petrocca am Kontrabass und Peter Gall am Schlagzeug. Genres von Chanson, über jazzige Versionen von Popsongs und Tango bis zum Bossanova bedienten die vier Musiker mühelos und ließen immer wieder spektakuläre Soli einfließen, die auf und vor der Bühne Anklang fanden.

Mit Chansons und auch Bossanova konnte Jasmin Tabatabei begeistern. Foto:L.M.

Besonders Olaf Polziehn verblüffte durch langanhaltend rasante Soli mit immer neuen Harmonien, die er von einer Hand in die andere warf. Aber auch David Klein selbst vermochte mit seinem Tenorsaxophon begeisterte Melodien zu formen und mit dem rauchigen Timbre des Instrumentes den Gesang zu begleiten.
So zeigten die Musiker ihr Können, ohne die Texte zu untergraben, in Solopassagen. Gut so, denn eine zu ausgeschmückte und virtuose Begleitung hätte womöglich von den hörenswerten Texten abgelenkt. Mit nur leichten Klavierarpeggien unterlegt, sang Jasmin Tabatabei „Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre“, melancholisch, verlieh den Gedanken keine überflüssige Dekoration durch ihre Stimme und konnte so überzeugen.
Dass die Stimmung im gemütlichen und gefüllten Gutmann-Saal nicht ins Traurige kippte, war vor allem der geschickten Mischung und Auswahl der Lieder zu verdanken. Nach einem nachdenklich-tiefgründigem Lied konnte sich ohne Bruch ein Bossanova anschließen, in dem Tabatabei keck erklärte, was Frauen wollen. Die von David Klein gedichteten Liedtexte waren für die heitere , gelöste Stimmung verantwortlich und für den Kultcharakter sorgten mit Jazz begossene Versionen aus dem Musikfilm Bandits. Und gerade für die intimeren, verletzlichen Momente schien der Saal dieses Theaters wie geschaffen.
Wünschenswert wären mehr als nur das eine halsbrecherische Basssolo zu Konzertende gewesen, Davide Petrocca hatte sich ansonsten leider bescheiden im Hintergrund gehalten.
Mit einer zweiten Zugabe, einem herrlich unmoralischen Tucholsky-Lied, rundeten die fünf jazzbegeisterten Musiker den Abend ab und ernteten verdient lauten, anhaltenden Applaus.