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„Sie reißen uns die Karten aus den Händen!“

Frau Gondolatsch, wie begann diese aufregende Geschichte eigentlich?

Ich lebte im Jahr 1999 in Dresden und hatte in Italien studiert, entdeckte die musikalischen und historischen Bezüge. Was ich nicht entdeckte, was eine richtige Barockszene, also dachte ich, es wäre doch ganz hübsch, eine auf die Beine zu stellen. Mit Musikern, die zu diesem Thema etwas zu sagen haben. Ich hatte zwei Jahre zuvor großartige italienische Musiker kennengelernt, durch die ich auch Vivaldi und seine Zeitgenossen für mich anders wahrnahm. Also begann ich, indem ich den Verein gründete, mir Sponsoren und Partner suchte. Nach und nach baute ich mir ein Netzwerk mit Kontakten auf, meistens Freunde der Alten Musik, das sich immer mehr ausweitete. Natürlich begann das Projekt kleiner als es jetzt ist.

Wie sieht denn das Junge Musikpodium heute aus?

Heute sind es mehr Musiker, dieses Jahr ungefähr 30. Wir spielen jährlich ungefähr eine Woche in Italien, meistens im September, in wunderschönen Spielstätten, dieses Jahr waren wir unter anderem in der Villa Emo. Der Höhepunkt war das Abschlusskonzert in Neapel mit dem Jugendorchester Sanitansamble. Dort haben wir ein Sondergastspiel in der ältesten Basilika der Stadt aufgeführt, die deutsche Botschaft hatte uns eingeladen. Zwei Monate danach spielen wir dann in Dresden, meistens zwei oder drei Konzerte, wenn es die Sponsoren wünschen, auch mal gesondert.

Und woher kommen die Musiker?

Aus verschiedenen Ländern Europas, aus den Konservatorien und Musikgymnasien, beispielsweise habe ich guten Kontakt zum Konservatorium in Strasbourg, zum Partnergymnasium des Landesgymnasiums für Musik in Vilnius ebenfalls. Aus Vilnius haben wir dieses Jahr zwei Schüler dabei. Durch die Schulen ist allein schon ein hohes musikalisches Niveau gewährleistet. Die Schüler werden dort ausgesucht und sind natürlich sehr geehrt und erfreut, wenn sie mitspielen dürfen. Einige hängen auch mit besonders viel Herzblut daran, unser Cellist ist beispielweise schon das sechste Jahr dabei. Normalerweise möchten wir alle zwei Jahre ein wenig durchmischen, damit wir auch anderen die Chance geben können, vor internationalem Publikum zu spielen. Das Team mit den beiden diesjährigen Interpreten Stefano Montanari und Ivano Zanenghi hat sich allerdings als so genial erwiesen, dass wir es länger beibehalten.

Es handelt sich also um ein Musikschülertreffen mit Konzerthöhepunkten?

Mehr als das. Wir achten immer darauf, dass beispielsweise auch mit den Spielstätten alles stimmt. Dass die italienischen Aristokraten die Türen ihrer Villen für uns öffnen und wir das einzigartige Flair der Gebäude mit der Alten Musik verbinden dürfen, macht es so besonders. Dadurch wird es auch für die Sponsoren, die sehr gern unsere Konzerte besuchen, zu einem echten Event. Auch das Programm muss richtig ausgewählt sein, das können wir natürlich genau auf unsere jeweilige Besetzung achten. Außerdem möchten wir auch immer einen Bezug der Komponisten zu Dresden gewahrt wissen. Das alles muss passen, sonst hat es keine Substanz.

Giorgio da Castelfranco: »Schlummernde Venus« (um 1509). Repro: Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Sicher hat auch die Gemäldegalerie, allein wegen der Meisterwerke, einen gewissen Charme. Warum aber wählten Sie für das Konzert in Dresden den Hintergrund der Schlummernden Venus von Giorgione?

Oh, da besteht eine recht direkte Verbindung, denn in Italien spielten wir in der Villa Castelfranco in Veneto. Die dortige Gemeinde ist der Geburtsort Giorgiones. Einige Musiker werden sogar eine Art Sonderprogramm aus diesem Anlass veranstalten, das nennen sie „Gemalte Musik“. Das heißt, unser Lautist und unsere Sängerin werden sich mit einer der Cellistinnen und einer Oboistin ein wenig darauf vorbereiten und dann interpretieren, was sie sehen, das wird bestimmt spannend. Ohnehin bin ich begeistert von unseren Musikern, schon allein weil Stefano Montanari auf der Violine spielt, als wäre es Rockmusik, lohnt sich der Konzertbesuch. Meistens sind wir daher auch absolut ausverkauft, gerade die Sponsoren reißen uns buchstäblich die Karten aus den Händen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Konzerte des Jungen Musikpodiums Dresden-Venedig finden am 25.11.2011 in der Musikaula des Sächsischen Landesgymnasiums Dresden und am 26.11.2011 in der Gemäldegalerie Alte Meister im Saal des Giorgione jeweils um 20.00 Uhr statt.