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Hochspannnung in der Semperoper

Im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele fand am Samstagabend ein weiteres außerordentliches Konzert statt: Das Chicago Symphony Orchestra unter der Leitung ihres Chefdirigenten Riccardo Muti lockte viele Dresdner in die Semperoper. Innenminister Thomas de Maizière und Bundespräsident a.D. Horst Köhler gaben sich in der Königsloge die Ehre. Von Anfang an konnte sich das Orchester durch Präzision profilieren. Simultane Streicher, klare Klänge der Bläser, sowie imposantes und gut ausgewogenes Schlagwerk brachten die leider nicht ausverkaufte Semperoper zum Klingen.

Muti malte Hindemith (Foto: Matthias Creutziger)

Eindrucksvoll dirigierte Muti durch klare Bewegungen, mit dem Taktstock in der Rechten den Rhythmus, mit der Linken Dynamik und Ausdruck malend. Aufmerksame, fast schon strebsame Musiker sorgten für eine überzeugende Interpretation der Sinfonie in Es-Dur von Paul Hindemith.  Wenn etwa die Blechbläser etwas zu kräftig wurden, sorgte Muti mit einer einfachen Handbewegung für Korrektur. 

In den darauf folgenden Auszügen aus Prokofjews Ballett-Suiten zu Romeo und Julia begannen die Musiker, die Rollen anstelle der fehlenden Tänzer mit Leben zu füllen. Durch die Komposition der Stücke konnte die Geschichte nachempfunden werden, spielte das Orchester sanft und einfühlsam bei „Julia als junges Mädchen“ und gefährlich, stürmisch beim Zusammentreffen der befeindeten Familien. Und wieder schaffte es der Chefdirigent, eine beinahe sichtbare Spannung aufzubauen. Die Dynamikschwankungen im Stück, wenn sich etwa nach einer lauten Passage der Blechbläser ein schon darunter ausgebreiteter Teppich aus leisesten Violinentönen legte, taten ihr Übriges dazu. Die Streicher beeindruckten mit ihrer Gleichzeitigkeit besonders an längeren Pizzicato-Stellen. Durch solistische Virtuosität taten sich besonders Mathieu Dufour an der ersten Querflöte durch ruhiges, gefühlvolles Spiel, sowie der erste Klarinettist Stephen Williamson hervor.

Wie schon zuvor ließ das Chicago Symphony Orchestra keinen Zweifel an seinen Fertigkeiten und spielte mit ausgewogenem, durchdringendem Klang, der eleganterweise auch an den leisesten Stellen nichts an Konzentration vermissen ließ. Nach einem vollkommenen Schlusston gelang es Muti, für einen atemlosen Augenblick, die Spannung noch aufrechtzuerhalten, bis er die Erlaubnis zum Applaus gab. Dieser brach auch fast augenblicklich los, restlos begeisterte Konzertbesucher bedachten das Orchester mit überschwänglichem Zuspruch. Im Parkett und in den Rängen feierte man mit den erfreuten Musikern den Erfolg des Konzertes. Besonderen Beifall bezeugten die Stehenden Ovationen, sogar in der Königsloge.