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Von der unbeschwerten Leichtigkeit der Musik

Ein klassisches Konzert. Ein bunt gemischtes Publikum. Geschmackvolle Abendgarderobe und Gesprächsthemen. Im Kulturpalast!

Das Philadelphia Orchestra begann ohne Umschweife und künstliche Pausen, bestach vom ersten Takt an durch einen fast schon überirdisch klaren Klang und dichtes Musizieren aus einem Guss. Der Dirigent Charles Dutoit führte das Orchester mit Leichtigkeit, aber bestimmt durch Sibelius´ Sinfonische Dichtung „Finlandia“ und schaffte es, dem manchmal für sein Pathos belächeltes Werk Authentizität zu verleihen. Das Publikum konnte sich an hochkonzentrierten Musikern und höchster Präzision in Tongebung und Rhythmus erfreuen. Besonders eindrucksvoll waren die Streicher, die buchstäblich wie ein einziger Klangkörper agierten.

Präziser, dichter Klang, sublimes Konzerterlebnis: das Philadelphia Orchestra im Sonderkonzert der Dresdner Musikfestspiele (Foto: L. Muth)

Die Routine, die sich innerhalb des Orchesters entwickelt hat, trug bei diesem Konzert ausschließlich gute Früchte. Denn sie hatte einen durch und durch angenehmen, warmen Klang und einen lockeren, aber professionellen Auftritt zur Folge. Auch die kleinere Besetzung, die das Konzert für Klavier und Orchester in G-Dur von Ravel erforderte, agierte entsprechend. Jean-Yves Thibaudet vermochte es mit fast selbstvergessener Lockerheit, das Träumerische des Stücks zu vermitteln und sich am Flügel leidenschaftlich in die Rhythmen hineinzuversetzen. Ohne sich selbst großartig oder aufgesetzt als Solist hervorzutun, überzeugte er durch virtuoses Spiel, und schmiegte sich wie selbstverständlich in den Gesamtklang ein.

Die Erwartungen, die durch Ravel und Sibelius geweckt waren, wurden auch nach der Pause nicht enttäuscht. Wie gehabt auf den Punkt gemeinsam, musizierte das Philadelphia Orchestra den energischen, vollen Klang von Hector Berlioz´ “Symphonie fantastique“ in wunderschön ausbalancierter Instrumentation und Dynamik. Dutoit wirkte hier wie ein Regisseur, der seinen Akteuren eine Geschichte mit vollem Körpereinsatz und Engagement erzählt. So suchte er bei jedem Einsatz intensiven Blickkontakt mit den Instrumentalisten und führte das Orchester durch eine wirklich fantastische Symphonie, die die Freude an der Musik auf der Bühne und in den Gesichtern der Zuhörer sichtbar machte.

Eine von der Dynamik unabhängige Präzision, die bis in die kleinsten, noch so leisen, dumpfen Paukenschläge reichte, der undurchdringliche, farbenfrohe Klangteppich, sowie die entspannte, fast selbstverständlich wirkende Virtuosität verhalfen dem sonst doch eher bescheidenen Schauplatz des Kulturpalastes zu einem sublimen Konzerterlebnis.