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In memoriam Sir Charles Mackerras

Es hätte sein letztes Konzert auf dem europäischen Kontinent werden sollen: So hatte es der große Sir Charles Mackerras geplant, nachdem er im April 2008 sein spätes und lange erwartetes Debüt am Pult der Staatskapelle in der Frauenkirche gegeben hatte. An diesen Ort und zu diesem Orchester wollte er im Juni 2011 zurückkehren und sich mit Mozarts c-Moll-Messe in der Fassung von Robert Levin vom europäischen Konzertpublikum verabschieden. Doch das Schicksal wollte es anders: Sir Charles starb im vergangenen Juli nach kurzer schwerer Krankheit mit 84 Jahren in seiner Wahlheimat London. Das Konzert in der Frauenkirche ist ihm nun posthum gewidmet. Am Pult steht mit Sir Roger Norrington ein enger Freund des Verstorbenen und wie dieser ein bedeutender Mozart-Interpret unserer Tage.

Foto: Matthias Creutziger

Er war ein Maestro, der wahrlich viel erreichte und mit seinen Aufnahmen und musikwissenschaftlichen Erkenntnissen nachhaltig in Erinnerung bleiben wird: Sir Charles Mackerras, geboren 1925 als Sohn australischer Eltern in New York, kam nach Ende des Zweiten Weltkrieges nach Prag und sog dort als Schüler von Václav Talich die tschechische Musiziertradition in sich auf. Sie ließ ihn nicht mehr los: Mackerras wurde einer der führenden Interpreten tschechischer Musik und führte die Werke Leoš Janáčeks zurück ins Repertoire. Ohne seinen bahnbrechenden Janáček-Opernzyklus, den er ab 1976 mit den Wiener Philharmonikern einspielte, wären Janáčeks Werke und seine epochale Bedeutung für die Musik des 20. Jahrhunderts noch heute außerhalb Tschechiens weitgehend unbekannt. Aber nicht nur bei Janáček, auch bei anderen Komponisten wirkte Sir Charles stilbildend: Etwa in Sachen Händel, dessen »Feuerwerksmusik« er als erster historisch informiert einspielte und dessen Opern er musikwissenschaftlich edierte; auch Schubert, den er von jeglicher Biedermeierlichkeit befreite und dessen Abgründigkeit er in aller Schroffheit offenlegte; oder Brahms, der unter ihm wirklich »fortschrittlich« klang. Und natürlich Mozart, dessen Werke er wie kaum ein anderer in ihrer ganzen Ausdrucksfülle zum Leben brachte. Davon zeugen nicht zuletzt die späten Mozart-Aufnahmen mit dem Scottish Chamber Orchestra, die zu seinem Vermächtnis geworden sind. Nicht ohne Grund wählte Alfred Brendel für seinen letzten Auftritt mit Orchester 2008 Mozart, die Wiener Philharmoniker und Sir Charles Mackerras als Dirigenten.

Mozart und Schubert dirigierte Sir Charles auch bei seinem ersten Konzert am Pult der Staatskapelle, das erst im April 2008 in der Dresdner Frauenkirche stattfand. Auf dem Programm standen Mozarts selten gespielte »Vesperae solennes de confessore« (mit dem berühmten »Laudate Dominum«) und Schuberts letztes Orchesterwerk, die Messe in Es-Dur. Auf Anhieb fühlte sich Sir Charles damals in Dresden wohl, und es ist im Nachhinein ein Glücksfall, dass das Konzert mitgeschnitten und beim Label Carus veröffentlicht wurde. »Der Himmel auf Erden«, titelte nach der Veröffentlichung der Rezensent der Stuttgarter Zeitung; inzwischen gilt die Aufnahme bereits als ein Klassiker im Katalog des Labels.

Es hätte sein letztes Konzert auf dem europäischen Kontinent werden sollen: So hatte es der große Sir Charles Mackerras geplant, nachdem er im April 2008 sein spätes und lange erwartetes Debüt am Pult der Staatskapelle in der Frauenkirche gegeben hatte. An diesen Ort und zu diesem Orchester wollte er im Juni 2011 zurückkehren und sich mit Mozarts c-Moll-Messe in der Fassung von Robert Levin vom europäischen Konzertpublikum verabschieden. Doch das Schicksal wollte es anders: Sir Charles starb im vergangenen Juli nach kurzer schwerer Krankheit mit 84 Jahren in seiner Wahlheimat London. Das Konzert in der Frauenkirche ist ihm nun posthum gewidmet. Am Pult steht mit Sir Roger Norrington ein enger Freund des Verstorbenen und wie dieser ein bedeutender Mozart-Interpret unserer Tage.

Er war ein Maestro, der wahrlich viel erreichte und mit seinen Aufnahmen und musikwissenschaftlichen Erkenntnissen nachhaltig in Erinnerung bleiben wird: Sir Charles Mackerras, geboren 1925 als Sohn australischer Eltern in New York, kam nach Ende des Zweiten Weltkrieges nach Prag und sog dort als Schüler von Václav Talich die tschechische Musiziertradition in sich auf. Sie ließ ihn nicht mehr los: Mackerras wurde einer der führenden Interpreten tschechischer Musik und führte die Werke Leoš Janáčeks zurück ins Repertoire. Ohne seinen bahnbrechenden Janáček-Opernzyklus, den er ab 1976 mit den Wiener Philharmonikern einspielte, wären Janáčeks Werke und seine epochale Bedeutung für die Musik des 20. Jahrhunderts noch heute außerhalb Tschechiens weitgehend unbekannt. Aber nicht nur bei Janáček, auch bei anderen Komponisten wirkte Sir Charles stilbildend: Etwa in Sachen Händel, dessen »Feuerwerksmusik« er als erster historisch informiert einspielte und dessen Opern er musikwissenschaftlich edierte; auch Schubert, den er von jeglicher Biedermeierlichkeit befreite und dessen Abgründigkeit er in aller Schroffheit offenlegte; oder Brahms, der unter ihm wirklich »fortschrittlich« klang. Und natürlich Mozart, dessen Werke er wie kaum ein anderer in ihrer ganzen Ausdrucksfülle zum Leben brachte. Davon zeugen nicht zuletzt die späten Mozart-Aufnahmen mit dem Scottish Chamber Orchestra, die zu seinem Vermächtnis geworden sind. Nicht ohne Grund wählte Alfred Brendel für seinen letzten Auftritt mit Orchester 2008 Mozart, die Wiener Philharmoniker – und Sir Charles Mackerras als Dirigenten.

Mozart und Schubert dirigierte Sir Charles auch bei seinem ersten Konzert am Pult der Staatskapelle, das erst im April 2008 in der Dresdner Frauenkirche stattfand. Auf dem Programm standen Mozarts selten gespielte »Vesperae solennes de confessore« (mit dem berühmten »Laudate Dominum«) und Schuberts letztes Orchesterwerk, die Messe in Es-Dur. Auf Anhieb fühlte sich Sir Charles damals in Dresden wohl, und es ist im Nachhinein ein Glücksfall, dass das Konzert mitgeschnitten und beim Label Carus veröffentlicht wurde. »Der Himmel auf Erden«, titelte nach der Veröffentlichung der Rezensent der Stuttgarter Zeitung; inzwischen gilt die Aufnahme bereits als ein Klassiker im Katalog des Labels.

An diesen Erfolg wollte Sir Charles anknüpfen, als er für sein vorsätzlich letztes Konzert im Ausland Dresden, die Staatskapelle und die Frauenkirche wählte, um an diesem symbolträchtigen Ort Mozarts c-Moll-Messe zu musizieren – eines der großen Meisterwerke der abendländlichen Kirchenmusik. Mackerras plante, das unvollendete Werk in der vervollständigten Fassung des Mozart-Spezialisten Robert D. Levin aufzuführen, die 2005 unter Helmuth Rilling in der New Yorker Carnegie Hall uraufgeführt wurde und in Fachkreisen höchste Anerkennung fand. Mit Dorothee Mields, Ruth Ziesak, Werner Güra und Christoph Pohl konnte ein ideales Mozart-Quartett zusammengestellt werden, dazu der Dresdner Kammerchor in der Einstudierung von Hans-Christoph Rademann, dessen Mitglieder sich bereits sehr auf die Zusammenarbeit mit dem Altmeister freuten.

Zu dieser Zusammenarbeit sollte es nicht mehr kommen. Der Tod riss Sir Charles am 14. Juli 2010 aus vielen Verpflichtungen, für die kurzfristig andere Lösungen gefunden werden mussten. So dirigierte Herbert Blomstedt für ihn die Wiener Philharmoniker bei der Salzburger Mozartwoche, und die Dirigate bei den Berliner Philharmonikern, bei denen er ebenfalls erst spät, 2004, debütiert hatte, übernahm der junge Tscheche Tomáš Netopil. Das Konzert in der Dresdner Frauenkirche dirigiert nun Sir Roger Norrington, der eng mit Sir Charles befreundet war und bereits unmittelbar nach dessen Tod die Aufführungen von Mozarts »Idomeneo« beim Edinburgh Festival übernahm. Die letzte noch offiziell angekündigte Mackerras-Saison geht damit zu Ende. Es wird ein denkwürdiger Abend werden in Erinnerung an einen großen Musiker und kreativen, wissensdurstigen Menschen, der mit seiner Kunst und seinem Wesen viel Glück und Heiterkeit in diese Welt brachte.

Konzert in der Frauenkirche
In memoriam Sir Charles Mackerras

Samstag, 18. Juni 2011, 20 Uhr

Sir Roger Norrington, Dirigent
Dorothee Mields, Sopran I
Ruth Ziesak, Sopran II
Werner Güra, Tenor
Christoph Pohl, Bass
Dresdner Kammerchor (Einstudierung: Hans-Christoph Rademann)
Sächsische Staatskapelle Dresden

Restkarten an der Abendkasse.