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Mit Arabesken: Jazz trifft Barock

Neue Wege sind ihnen vertraut. Im seit drei Jahren an verschiedenen Dresdner Spielstätten gut etablierten „Feature-Ring“ haben die Musiker des gleichnamigen Trios mit gestandenen Größen des Jazz musiziert und spannende Experimente gewagt. Auf dieses Engagement wollen die drei an der Dresdner Musikhochschule ausgebildeten Instrumentalisten – Pianist und Keyboarder Simon Slowik, Bassist Felix Otto Jacobi und Schlagzeuger Demian Kappenstein – auch künftig nicht verzichten. Als „Ring-Ensemble“ haben sie das am Donnerstag im Konzertsaal der Hochschule einmal mehr unter Beweis stellen können.

Mit einem gewagten Schritt nach vorn zurück in Richtung musikalischer Vergangenheit betreten sie nämlich abermals Neuland. Gemeinsam mit einem auf Alte Musik spezialisierten Streichquartett – genauer gesagt, mit Musikern aus renommierten Barockensembles wie La Risonanza, dem Freiburger Barockorchester und Chapelle Rhenane – zelebrieren die jungen Jazzer einen Brückenschlag quer durch die Jahrhunderte und über die Kontinente. Violine, Viola, Gambe und Laute bereichern das gewohnte Klangspektrum des Jazz und führen an den eigens für dieses Projekt entstandenen Kompositionen Simon Slowiks entlang in ganz neue Welten. Da verschmelzen die Raffinessen klassischer Musikentwicklung meditativ mit den Offenheiten der Improvisationskunst, um in einem Gemeinsamen, einem stilistisch einzigartigen Resultat als etwas so noch nie Gehörtes überraschend und ungewohnt zu erklingen. In jedem Stück finden sich reizvolle Arabesken.

Dem Trio, das bereits auf seiner ersten CD namens „Orchidee“ das Zusammenspiel mit Künstlerinnen und Künstlern unterschiedlichster Interpretationsformen bestritt, ist für die aktuelle Verbindung eine unikate Mixtur von Jazz mit Barock gelungen. Dafür das Interesse des renommierten Labels Enja Records zu gewinnen, zeugt von erheblichem Anspruch und Selbstbewusstsein, vor allem aber von Qualität, die überzeugt. Im Januar 2011 wird die neue CD dort erscheinen (ENJ-9566 2), vorab gab es erste Höreindrücke des zum Ring-Ensemble mutierten Trios beim vorgestrigen Hochschulkonzert, das so gar nicht von gestern war. Im Zusammenspiel mit der eigens aus Mailand angereisten Geigerin Ulrike Slowik, dem aus Prag stammenden Bratscher Martin Stupka, dem in Dresden ausgebildeten Diethard Krause an Violoncello und Viola da Gamba sowie dem in Berlin lebenden Australier Matthew Cellan Jones an Laute und Theorbe ist den Jazzern ein vom Publikum gefeierter Aufbruch in eine originäre Klangwelt gelungen. Endlich einmal eine Verbindung, ja eine Verschmelzung von Genres und Stilen, die sich nicht auf rhythmisches Besengewedel und Bassgezupfe zu barockem Originalton beschränkt. Da stellen sieben junge Leute eine ganze Menge sogenannter Grenzgänger schier in den Schatten, denn hier wird weder das Alte noch das Neue beleidigt. So gelingen biografische Selbsterfahrungen wie „5000 miles away“ ebenso wie humorige Titel à la „Die Kunst des Streitens“ und perlende Tontropfen wie „Heidsieck“. Viel Melancholie in den Noten, aber mindestens eben so viel wohltuender Witz.

MDR Figaro hat die Gunst der Stunde erkannt und das Konzert mitgeschnitten. Es wird am 27. Dezember um 20.05 Uhr gesendet. Nach der offiziellen CD-Präsentation tourt das Ensemble im kommenden Jahr auch in Metropolen wie Berlin und München sowie in Verden, Landshut und Chemnitz.

www.myspace.com/ringensemble