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Versprechen unter Strafe: Das nächste „Competizione dell’Opera“-Finale findet in Russland statt

Schon am 30. August war es den Veranstaltern eine rote Überschrift wert. „Erstmals drei deutsche Sänger im Finale!“ Die erwiesen sich dann zwar als Sängerinnen, aber immerhin: deutsch. Und wiederum in Rot die Siegesmeldung nach dem Finale, dass zum ersten Mal in der 14-jährigen Geschichte des Wettbewerbes die Deutsche Mandy Fredrich das Finalkonzert gewonnen habe. Die 31 Jahre alte Sopranistin überzeugte die Jury mit ihrer geradlinig und mit kühler Kraft vorgetragenen Szene und Arie „Crudele?….Non mi dir“ der Donna Anna aus Mozarts „Don Giovanni“. Viel Applaus, Blumen, eine Urkunde und 10.000 Euro erhält die Sängerin, die demnächst in Leipzig, wo sie ihre Studien bei Regina Werner-Dietrich abschloss, an der Oper ihr Debüt geben wird.

Glückwunsch vom Ministerpräsidenten (Fotos: David Brandt)

Damit kam man den Wünschen des Sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich, der in weniger als einem Monat schon zum zweiten Mal in der Semperoper war und an diesem Abend vier Mal begrüßt wurde, etwas näher. Er sähe gerne sächsische Vertreter auf der Siegertreppe, verspricht die weitere Förderung der Kultur, denn die gehöre zu Sachsen wie die Luft zum Atmen. Wer damit alles künftig in der musischen und kulturellen Bildung befreit und kräftig durchatmen kann, sagte er nicht.

Befreites, kräftiges Lachen hingegen beim 27 Jahre alten Donovan Singletary aus Florida, der den dritten Preis erhielt. Zunächst von der Moderatorin Bettina Volksdorf als Olga Pudova angekündigt, überzeugte der charmante Bass-Bariton als Zauberer Zoroastro mit der Arie „Sorge infausta una procella“ aus Händels Oper „Orlando“. Sein Plus: natürliche Ausstrahlung, weniger Präsentation technischer Raffinessen, dafür herzhaftes Ausreizen musikalischer Möglichkeiten. Versprecher, von denen es einige an diesem Abend gab, können Glück bringen, denn Olga Pudova, 28 Jahre alt, aus St. Petersburg ersang sich technisch versiert Platz zwei als Contessa di Folleville mit der Arie „Partir, o ciel“ aus Rossinis „Il Vaggio a Reims“.

Zum zweiten Preis gehören für die Sängerin, die man am Theater in Bremen schon als Königin der Nacht erleben konnte, 6000 Euro, und zum dritten Platz für Donovan Singletarry von der New Yorker Metropolitan Opera gehören noch 4000 Euro. In Vertretung der Dresdner Oberbürgermeisterin überreichte Kulturbürgermeister Dr. Ralf Lunau den mit 2000 Euro dotierten Publikumspreis der Stadt Dresden. Die einhellig bejubelte Entscheidung begründete er damit, dass er seiner Jury vertrauen könne. Diese wiederum vertraute auf individuelle Präsenz, ein nicht zu unterschätzendes Maß an Ausgewogenheit und Schönheit des Klanges, und entschied sich für die 27 Jahre alte Mezzosopranistin Sarah Ferede aus dem Ensemble des Staatstheaters Braunschweig. Mit ihrer Interpretation von Szene und Rondo der Angelina aus Rossinis „La Cenerentola“, „Naqui all´ affano….Non più mesta accanto“ wurde ein Märchen wahr.

Zum zweiten Mal erwiesen sich die Bremer Philharmoniker unter der Leitung von Daniel Montané als so sichere wie vor allem reaktionsgewandte Begleiter und meisterten mit den sieben Sängerinnen und drei Sängern aus Deutschland, Russland, Südkorea und den Vereinigten Staaten von Amerika das Finalkonzert eines Wettbewerbes, dessen Fortsetzung auch in Dresden stattfinden wird. Für das nächste Jahr hat Anatoli Iksanov in seiner Funktion als Intendant des Bolschoi-Theaters nach Moskau eingeladen. In Dresden findet der nächste Sängerwettstreit dieser Art erst wieder 2012 statt.

Soweit stehen zumindest zukünftige Austragungsorte fest. Diese als „bahnbrechende Neuigkeit zur Zukunft des Wettbewerbes“ angekündigte Aussage erhielt ich allerdings auf einem eigens dafür angesetzten Pressetermin nur auf Nachfrage. Komisch, Iksanov war da und hätte doch gut in bewährter, freundschaftlicher Verbundenheit diese bahnbrechende Neuigkeit als herzliche Einladung öffentlich aussprechen können.

Eine Textfassung des Artikels ist am 7. September in den Dresdner Neuesten Nachrichten erschienen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung, ihn hier erneut abdrucken zu dürfen.