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Immer da, wo sie sind, bin ich nicht

Irgendwann bekam ich ein Mixtape mit den schönsten Liedern von "Weißes Papier" und "Damals hinterm Mond" geschenkt und wurde ziemlich schnell abhängig. Einige Lieder habe ich inzwischen bestimmt hundertmal gehört, an anderen finde ich nichts… Der Walkman ging dann irgendwann den Weg alles Irdischen, gefolgt von einem Discman, der die inzwischen chronologisch lückenlos erworbenen CDs unzählige Male durchgeleiert hatte. Ein MP3-Player und zwei CD-ROMs einer sympathischen russischen Schwarzmarktfirma namens "EOC1" und "EOC2" (sie werden immer noch verkauft) läuteten die nächste Medienphase ein. Und das alles, bevor ein einziger iPod die Welt betreten hatte!

»Element of Crime« waren für mich die Band für die bestimmte latente Depressionsstimmung an Sonntagnachmittagen bzw. bei langsam ausfadenden Beziehungen, oder während der Anbahnungsphase von neuen. Aber nie, nie habe ich es übers Herz gebracht, in ein live-Konzert zu gehen. Möglichkeiten wären viele gewesen – aber im letzten Moment sagte ich "Ach, geht mal vor, ich komme dann vielleicht nach der Vorband, das muß man pur haben" oder "Ich bin heute viel zu gut drauf, um diese Musik zu hören". Und dann waren die Konzerte in Bremen, Jena, Dresden, Hannover oder Leipzig wieder vorbei und ich war ein bißchen erleichtert und ein bißchen traurig. Viele meinten ja auch, »EOC« seine keine Band zum live-Hören. Genau, dachte ich dann immer nach einem der verpaßten Konzerte. Und legte eine CD ein.

Jetzt läuft diese Tournee des neuen Albums, »Immer da wo du bist bin ich nicht«. Ausverkaufte Konzerte allenthalben, in Zürich, München, Stuttgart, Leipzig, Hannover, Wien, auch in Dresden. Ob es mit Sven Regeners Autorenambitionen zusammenhängt, oder mit dem Lehmann-Film, oder… egal. Jedenfalls habe ich auch den Dresden-Termin kürzlich wieder verstreichen lassen, ohne mit der Wimper zu zucken.

Am 11. Februar, zum angesetzten Zusatzkonzert im Schlachthof, wäre die nächste Möglichkeit, nicht hinzugehen. Oder diesmal alle Vorsicht fahren zu lassen und mich doch hinzutrauen; auf die Gefahr hin, Frau Maike Rosa Vogels Vorbandaugengeklimper ein bißchen kindisch zu finden (hier ein vielsagender DLF-Mitschnitt) und dann schweißgebadet das erste Mal meiner Lieblingsband Auge in Auge gegenüberzustehen. Aber vielleicht sage ich auch: "Ach, geht mal vor, ich komme vielleicht, wenn Maike Rosa Vogel fertig ist" oder "Ich bin heute viel zu gut drauf". Mal sehen.

Karten für die Zusatzshow am 11. Februar ab 20 Uhr im Alten Schlachthof Dresden gibts hier.