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Atemberaubend!

Das 2. Symphoniekonzert der Staatskapelle wurde zu einem unvergesslichen Abend. Der Ungar Sir Andras Schiff als Pianist und der Koreaner Myung-Whun Chung als Dirigent gestalteten ein Programm von tief beeindruckender Expressivität.

Foto: Matthias Creutziger
Foto: Matthias Creutziger

Andras Schiff prägte mit überzeugender Gestaltungskraft Robert Schumanns Klavierkonzert, ein Werk, das 1845 in Dresden uraufgeführt wurde. Der Pianist von internationalem Ruf suchte die Ausdrucksintensität schon dadurch zu vertiefen, dass er nicht einen scharfklängig-brillanten Steinway-Flügel wählte, sondern den weicheren Klang eines Bösendorfer. So gewann das Werk an berückender Wirkung, traf der Interpret – wie man spürte – seinen Geist, verband bravouröse Virtuosität mit verinnerlichtem Ausdruck, wie man es nur selten erlebt. Dazu vermochte der Dirigent mit dem Orchester den oft recht freizügig gestalteten Klavierpart kongenial zu begleiten. Stürmischer Jubel erhob sich am Ende, der noch stärker aufbrandete nach der sich anschließenden „Fünften“ von Gustav Mahler.

Diese Sinfonie, die der Komponist 1901-03 erarbeitete, war nach den Wunderhorn-Sinfonien eins bis vier mit Gesangssoli und Chören und der niederschmetternden Enttarnung des „Elysiums“ als Kindertraum ein Neuanfang. Ein tief bewegender Trauermarsch, der nur gering Hoffnung im sinfonischen Ablauf aufkommen ließ samt folgendem „stürmisch bewegtem“, dramatisch losbrechenden Satz machte den sinfonischen Kampf lebendig hörbar. Und der Dirigent ging mit intensiver Gestaltungskraft der sinfonischen Form nach, die in locker tänzerischen Thematik des 3. Satzes ländlerhaft sich aufbaut und mit einem Posthornmotiv zu weiterer Entwicklung ruft. Mit dem inzwischen durch Viscontis »Der Tod in Venedig« weithin bekannten Adagietto für Harfe und Streicher gelang der Staatskapelle ein ausdrucksstarkes Klangbild, das man so schnell nicht vergisst. Und wer dachte, das sei der Höhepunkt gewesen, konnte erleben, dass das von Volkstonmotiven geprägte Finale einen neuen Aufbruch erfuhr, der packend und mitreißend, am Schluss mit einer Choralhymne erhoben, die Sinfonie in atemberaubender Expressivität beendete.

Mit langanhaltendem, stürmischen, ja frenetischen Beifall wurden Dirigent und Orchester gefeiert. Mit dem Programm geht die Staatskapelle heuer auf Konzertreise nach Luxemburg, Linz und Wien.