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Ein humorvoller Musikvermittler ist verstummt

Foto: Archiv »Musik in Dresden«

Unsere Begegnungen am Rande von Konzerten waren nicht mehr zu zählen. Bei jenen der Elblandphilharmonie traf ich Friedbert Streller regelmäßig. Immer waren es inspirierende, von Achtung getragene Gespräche. Noch als Mittachtziger bewies der promovierte Musikwissenschaftler ein waches Ohr, Kritikerspürsinn, begrüßte neue Ideen, die eben jenes Orchester gerade umsetzt, und nahm kein Blatt vor den Mund. Beim Elblandphilharmoniekonzert Mitte November riss diese Serie ab. Friedbert Streller konnte nicht mehr nach Pirna kommen. Kurz davor hatte er sich als Autor von »Musik in Dresden« abgemeldet. Seine schwere Krankheit hatte ihn bereits zu stark geschwächt.

Friedbert Streller, geboren am 21. Dezember 1931 in Hohburg bei Wurzen, studierte Musikerziehung, Musikwissenschaft und Komposition an der Uni Leipzig. Seinen beruflichen Schwerpunkt sah er in der Dozententätigkeit. Angehende Musiklehrer und -wissenschaftler unterwies er in Musiktheorie und Musikgeschichte – zunächst in Magdeburg und Halle (Saale), dann ab 1963 für fast drei Jahrzehnte an der Dresdner Musikhochschule. Als Buchautor schrieb er über Aram Chatschaturjan und Paul Hindemith, Sergej Prokofjew und Dmitri Schostakowitsch, deren Leben er porträtierte und deren Werke er analysierte. In Sachen Schostakowitsch galt er als Spezialist.

Mit seinem analytischen Blick brachte er sich ab 1968 als Kritiker in die Dresdner Musikszene zunehmend ein. Vor allem Lesern der Sächsischen Zeitung war er ein Begriff, für Jahre als führender Rezensent im Bereich Oper und Konzert. Was er schrieb, saß. Worüber er schrieb, war ihm zu vermitteln stets wichtig. Auch als Komponist war er aktiv, beginnend mit einer Sonatina für Vibrafon und Klavier (1958). Sinfonien und Streichquartette, Suiten, Motetten und Concertinos entstanden. Nach Eintritt in den Ruhestand komponierte er intensiver, sodass sein Schaffen mehrere Dutzend Werke umfasst. Das Orchester der Landesbühnen Sachsen, die Elblandphilharmonie und die Sächsische Staatskapelle haben Strellers Musik gespielt.

Praktischer Bezug war dem Mitglied des Sächsischen Musikrats wichtig – nicht nur als Konzertgänger und Kritiker, sondern auch als ausübender Musiker. Friedbert Streller spielte Bratsche im Dresdner Kammerorchester ohne Dirigenten (KoD). Für deren Konzerte schrieb er ganz selbstverständlich die Programmhefte. Und lieferte Noten. Das Doppelkonzert für Violine, Viola und Streicher wurde im Frühjahr 2016 vom KoD uraufgeführt. „Meine!“, soll Friedbert Streller auch geraten haben, als das Orchester sich fragte, welche Musik zum 50-jährigen Bestehen in diesem Jahr passen könnte. Er war nicht nur für seine treffende, profunde Formulierung bekannt, sondern ebenso für seinen trockenen Humor.

Nun ist er verstummt. Zu Weihnachten ist Friedbert Streller kurz nach seinem 86. Geburtstag in Dresden gestorben.

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