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Einmal Held, immer Held

Stephen Gould (Otello), Dorothea Röschmann (Desdemona) vor sechs Jahren an der Semperoper (Foto: © Semperoper Dresden/Forster)

Trauer überschattet die Festwoche zum 475jährigen Bestehen der Sächsischen Staatskapelle: Der mit nur 61 Jahren verstorbene Stephen Gould ist dem Orchester und der Semperoper eng verbunden gewesen.

Unser letztes Gespräch liegt ganze sechs Jahre zurück. Eine Fortsetzung wird es nicht geben. Das Anfang 2017 mit Stephen Gould geführte Interview – Anlass war die damalige Übernahme des »Otello« von den Osterfestspielen Salzburg an die Semperoper nach Dresden – wird nun tatsächlich die letzte Begegnung mit dem Heldentenor gewesen sein. Am 19. September 2023 ist der aus Virginia stammende Sänger einer unheilbaren Krebserkrankung erlegen. Gerade mal 61 Jahre wurde er alt.

Dabei schien Stephen Gould von Statur und Stimme her unverwüstlich zu sei. Eine körperlich imposante, in der persönlichen Begegnung stets freundliche, höchst sympathische Erscheinung. Auf der Bühne verkörperte er – nach erfolgreichem Sängerdebüt in Andrew Lloyd Webbers »Phantom der Oper« – vor allem die tenoralen Heldenpartien. Über Beethoven und Strauss kam er zu Wagner und gestaltete Tristan, Tannhäuser und Siegfried, avancierte vor allem in Bayreuth zu einer festen, verlässlichen Größe in diesem Fach. Kurz vor den diesjährigen Festspielen hatte er sein Mitwirken komplett absagen müssen, unmittelbar danach gab er die Gründe dafür bekannt.

Für die Musikwelt bedeutete dies einen unfassbaren Verlust sowohl künstlerischer als auch menschlicher Natur, denn Stephen Gould ist nicht nur der strahlende Sängerdarsteller gewesen, der allerorts stets heftig gefeiert wurde, sondern auch ein kollegialer und freundlicher Zeitgenosse. Einer, der darüber hinaus auch politisch interessiert und von den Entwicklungen in den USA enttäuscht gewesen ist: »Es gibt keine Politik mehr, wir sind verloren. Wir sind noch eine Superpower, aber keine Great Nation mehr. Alles weitere ist nur eine Frage der Zeit, da bin ich pessimistisch. Also ganz realistisch.«

Mahnende Worte, die im US-Establishment wohl kaum Gehör finden konnten, nun aber ganz privat und persönlich umzudeuten wären. Gould, der in Dresden als Wagners Siegfried und Tannhäuser, darüber hinaus aber auch als Verdis Otello gefeiert wurde, musste sich seiner Erkrankung ganz realistisch stellen. Also absolut pessimistisch.

Die Sächsische Staatsoper sowie die Sächsische Staatskapelle flochten dem bereits 2015 zum Österreichischen Kammersänger ernannten und sowohl in den USA als auch in Wien lebenden Künstler nachträgliche Kränze. Intendant Peter Theiler sah Gould als einen der beliebtesten und wichtigsten Sänger: »Stephen war Dresden und der Semperoper stets eng verbunden, wir verlieren mit ihm einen der führenden Heldentenöre unserer Zeit und einen besonders liebenswerten Menschen. Ich spreche im Namen aller Kolleginnen und Kollegen unseres Hauses, dass die Nachricht vom Tod Stephen Goulds uns sehr berührt. Unser Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen.« Auch Chefdirigent Christian Thielemann gab sich ergriffen: »Ich bin zutiefst betroffen von der Nachricht vom Tod Stephen Goulds. Seit unserer ersten Zusammenarbeit 1997 an der Deutschen Oper Berlin bestand zwischen uns eine enge künstlerische Zusammenarbeit und freundschaftliche Verbindung, die uns bei allen großen Strauss- und Wagner-Partien auf den Bühnen der Welt, so auch an der Semperoper Dresden, zusammengeführt hat.«

Stephen Gould war ein wichtiger Preisträger der Stiftung Semperoper – Förderstiftung. Zuletzt sang er in der Semperoper die Partie des Waldemar in Schönbergs »Gurre-Liedern« unter der Musikalischen Leitung von Christian Thielemann. Immerhin auf der beim Label Günter Hänssler erschienen Live-Aufnahme ist dieser unentwegt Held gebliebene Heldentenor Stephen Gould noch nachzuhören.

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