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50 Jahre Philharmonischer Chor

Foto: Nikolaij Lund

Mancher Fan ernster Musik in Dresden sieht erstaunt auf: was, erst fünfzig Jahre alt soll der Philharmonische Chor sein? Bereits während Heinz Bongartz Philharmonie-Chef war, gab es neben der Betreuung von Kreuzchoraufführungen schon beachtliche Konzerte mit anderen Chören. Der Chorleiter Wolfgang Berger stellte Ensembles zur Verfügung. Aber in der Tat, eine geregelte Zusammenarbeit wurde erst ab 1967 möglich, als Kurt Masur erreichte, dass ein spezieller Chor an das Orchester angeschlossen wurde. Leider gab das Programmheft des Festkonzerts keine lückenlose Angabe dieser Entwicklung. Nur die Festrede der Bürgermeisterin Annekatrin Klepsch verwies auf die Historie der mit dem Orchester gelegentlich verbundenen Chöre. Von den bürgerlichen Chorvereinen, die das musikalische Klima der Kunststadt an der Elbe mitprägten über die Arbeitergesangsvereine, die Paul Büttner betreute, bis zu den Volkschören (oft mit Großbetrieben verbunden) nach 1945 entfaltete sich in dieser Stadt die Freude am Chorgesang. Schon 1926 gab es eine Eingabe an den Stadtrat, für das städtische Orchester auch einen Chor zu etablieren.

Seit 1967 gibt es nun den Philharmonischen Chor. Eine Reihe hervorragender Chorleiter von Hartmut Haenchen über Herwig Saffert bis zu Matthias Geissler, der von 1980 bis 2012 wirkte, als der jetzige Chef Gunter Berger das Ensemble übernahm. Ein Kinderchor kam hinzu, der mit Jürgen Becker internationale Anerkennung erfuhr. Geisslers und Beckers intensive Probenarbeit war die Voraussetzung für eine neue Qualität. Ein Team professioneller Mitarbeiter schuf ein durch Tourneen in Europa auch international geschätztes semiprofessionelles Ensemble, das hohen Anforderungen gerecht wurde und wird. Nicht nur beherrscht es die Klassiker wie Bachs h-Moll-Messe oder Beethovens Neunte in jährlichen Aufführungen, es widmet sich auch romantischen Meisterwerken wie Brahms‘ Requiem oder Franz Schmidts Oratorium »Das Buch der sieben Siegel« oder Ravels »Das Kind und die Zauberei« unter Herbert Kegel, um nur einige ungewöhnliche Aufführungen zu nennen. Konzertante Opern von Bizets »Carmen« bis zu Poulencs »Gespräche der Karmeliterinnen« traten hinzu. Und immer waren es hervorragende Aufführungen, die sich einprägten.

Das Festkonzert stellte nun diese Qualität in einem umfassenden Programm vor. Zuerst hatte der Philharmonische Kinderchor seinen Auftritt. Von Purcell erklang ein Motettensatz, mit Trompete und Klavier unterstützt, gefolgt von Mendelssohns »Veni Domine« mit Orgelbegleitung. Desweiteren schlossen sich moderne Sätze an, die ungewöhnliche Gestaltungsprinzipien verlangten (mit Glissandi und Clusterklängen, Fußstampfen und Klatschen) und überzeugend realisiert wurden. Bettina Volksdorf als Moderatorin stellte dazwischen Sänger und den Dirigenten in persönlichem Gespräch vor.

Hauptwerk des Abends war die Auftragskomposition »Der Menschen Würde« nach Schiller. Der Berliner Komponist Stefan Heucke nutzt dafür alle Möglichkeiten des großen Chors, des Kinderchors, Sopransolo (Katherina Konradi) und natürlich des Orchesters, das in den Streichern verstärkt wurde von jungen Musikern des Schütz-Konservatoriums. In »Thema und VI Variationen« wurde der Text „Der Menschheit Würde ist in Eure Hand gegeben. Bewahret sie! Sie sinkt mit Euch, mit Euch wird sie sich heben“ reflektiert. In einer würdig festlichen Musik werden die Worte in den musikalischen Klangbildern akzentuiert. Markante Rhythmen im Schlagzeug markieren den Aufruf des Bewahrens.

Am Ende stand traditionsgemäß ein historisches Werk: Marc-Antoine Charpentiers »Te deum« in D-Dur, jenes Werk aus der Zeit von Ludwig XIV., das besonders dadurch bekannt wurde, dass die Euro-Visions-Fanfare bei internationaler Ausstrahlung im Fernsehen den Einleitungsmarsch zitiert. Eine sehr schöne und klangvolle Aufführung mit dem Orchester und Chor der Philharmonie sowie fünf Solostimmen in der Praxis der französischen Hofmusik war das, die dem festlichen Charakter des Konzerts würdig und recht entsprach.

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