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Der Sommer war sehr groß

Um den künstlerischen Nachwuchs im Lande scheint es gut bestellt zu sein. Talentierte Dirigenten gaben sich beim Dirigentenforum des Deutschen Musikrats wenn nicht den Taktstock, so doch das Orchester der Staatsoperette in die Hand – fliegender Wechsel inmitten von Auszügen aus Wagners »Fliegendem Holländer« und Puccinis »Bohème« beim Abschlusskonzert im der Musikhochschule. Dort kurz danach wieder die Dresdner Meisterkurse Musik mit Teilnehmern aus 14 Nationen und namhaften Lehrkräften. Ein Aushängeschild am Hause Carl Maria von Weber, mit dem die Werte der Musikkultur grenzübergreifend vermittelt werden.

Wie gut solche Internationalität funktioniert, bewies das Gustav Mahler Jugendorchester – Patenorchester der Sächsischen Staatskapelle – auch auf seiner diesjährigen Sommertournee. Unter der musikalischen Leitung von Philippe Jordan und mit dem exzellenten Bariton Christian Gerhaher präsentierte die junge Instrumentalistenelite »Ich habe genug« von Johann Sebastian Bach – eine innige Kantate des einstigen Thomaskantors. Auf diesen Abschiedsgesang folgte ausgerechnet die letzte (unvollendet) gebliebene Sinfonie Nr. 9 d-Moll von Anton Bruckner, ein ebenfalls religiös brämendes Werk mit hohem Überwältigungsfaktor.

Erste Begegnung mit dem neuen Kapell-Virtuos, Daniil Trifonov (Foto: Oliver Killig)

Abends zuvor schon startete die Staatskapelle unter Chefdirigent Christian Thielemann mit Mozart und Bruckners 3. Sinfonie. Der sinfonische Klangkosmos hatte Sogwirkung, das orchestrale Gebäude wurde wie lückenlos ineinandergefügt, das Resultat geriet zu einem grandiosen Ereignis. Dass damit ein etwas zäh und breit orchestriertes Klavierkonzert KV 467 überdeckt wurde, hat kaum überrascht. Überraschend aber die erste Begegnung mit Daniil Trifonov als Capell-Virtuos: In den Sätzen ein allzu mechanisch agierendes Meistertalent, bei den Kadenzen hingegen geradezu frech, witzig, bestechend.

Mit seinem diesjährigen Artist in Residence startete auch die Dresdner Philharmonie in die Saison und offerierte im Albertinum die Verbindung von Mozart mit Schostakowitsch. Countertenor Bejun Mehta wird vier unterschiedliche Programme und darin die Vielfalt seiner Stimme vorstellen. Für die Mozart-Arien hätte man ihm einen intimeren Raum gewünscht, dann wären die Schönheit seines Organs und die gekonnt eingesetzten Phrasierungen noch besser zur Wirkung gekommen. Aber schon bald folgt sein Auftritt in der Frauenkirche, wird der Sänger auch als Dirigent in Erscheinung treten – und sein Publikum faszinieren, gar keine Frage. Schon in der Zugabe löste er Chefdirigent Michael Sanderling kurzzeitig am Pult ab und bestach mit seiner Doppelbegabung. Auf diesen sehr klaren, fast durchsichtigen Mozart folgte Schostakowitschs 4. Sinfonie als eine Klangorgie, der nicht zu entkommen war. Biografische Abgründe des Komponisten vermischen sich mit dem Zustand der Welt; ein – in dieser aufwühlenden Interpretation – sehr aktuell scheinendes Zeitbild.

Eine ausführliche Rezension des Philharmonie-Konzerts folgt.

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