Was das wieder kostet! Die Fahrten nach Chemnitz, nach Dresden, nach Leipzig, und überhaupt – jetzt langen auch die bislang eher preisgünstigen Häuser richtig hin, wenn es gilt, die Schatulle zu füllen. Stichwort Eigeneinnahmen: Die Oper Leipzig, die seit einiger Zeit an ihrem ersten »Ring« seit vierzig Jahren schmiedet, endlich!, verlangt für die »Götterdämmerung« bis zu 109 Euro. Pro Platz! Das entsetzt selbst Wagnerianer, denen sonst kein Weg zu weit, kein Preis zu heiß ist, um zum x-ten Mal der Musik und den Worten ihres Idols zu lauschen.
Dass Wagner, der Dichter-Komponist aus Leipzig, zeitlebens ver- und überschuldet war, ist eine nur allzu bekannte Tatsache. Eine historische. Beinahe stets war er auf der Flucht vor seinen Gläubigern. Mitunter verband er dies mit abenteuerlichen Legenden. Siehe »Der fliegende Holländer«. Kein Wort in der Entstehungsgeschichte, dass Wagner die Vorlage dazu, das anregende Vorbild, just bei Heinrich Heine gefunden hatte. Eine stürmische Überfahrt, stets nah am gemeinsamen Untergang mit der (bald darauf schon wieder betrogenen, dann auch verstoßenen) Gattin, das ließ sich in Gesprächen und als Anreiz für die eigenen Hervorbringungen doch viel besser verkaufen.
Womit wir wieder beim Thema wären. Verkaufen, um nichts anderes geht es doch. Damals wie heute. Auch nun, eineinhalb Jahrhunderte danach? Krämerseelen, noch immer? Heute wissen wir ja, wie der Epigone zu seinen Stoffen kam. Müssen sich seine Anhänger, so sie nicht aus bestens betuchten Kreisen stammen, nun ebenfalls in Schulden stürzen, um in den Genuss seiner musiktheatralischen Ergüsse zu gelangen?
Nein, niemand muss, natürlich nicht. Und außerdem / vor allem aber sind, was Leipzig betrifft, die meisten Vorstellungen rund vierzig Jahre nach dem Jahrhundert-»Ring« von Regisseur Joachim Herz ohnehin schon so gut wie ausverkauft. Also alles richtig gemacht an der Marketing-Front? Hübsch die Preise nach oben geschraubt, schon wird das Interesse gesteigert. Ach, wenn es nur immer so einfach wäre…