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Diese Stars gern öfter!

Foto: tinvo | photocase.de
Foto: tinvo | photocase.de

Viele kulturbeflissene Dresdner hatten dem letzten Freitag entgegengefiebert. Zu recht: die Stars, die am Abend aufliefen, begeisterten mit echten musikalischen Höhepunkten. Von einer festlichen Krönung gilt es zu erzählen, von einem Kaiser – und so einigen entflammten Herzen.

Sicher, die Karten für das freitägliche Event waren nicht ganz billig; aber für das, was den Gästen geboten wurde, die wieder einmal in Scharen strömten, ein Klacks. Und schließlich gibt es ja, was Stammgäste wissen, nicht nur wohltönenden Ohrenschmaus, sondern im Anschluss an den Konzertteil auch tablettweise Gaumenüberraschungen (wobei niemand zugeben würde, nur deswegen angereist zu sein).

 

Hana Blazikova und Vaclav Luks (Foto: PR)

Aber zum Musikalischen. Stargast des Abends war zweifelsohne die Sopranistin Hana Blažíková. Zwar erklang Francesco Gasparinis Arie aus der Kantate „Sento nel se combattere“, wenn wir uns richtig erinnern, am selben Ort bereits vor Jahresfrist – aber das dürfte kaum einer der atemlos lauschenden Zuhörer erinnert haben. Um die heimliche, vielleicht verbotene Liebe geht’s in dem Werk, „Du tyrannischer Gedanke; weiche, unbarmherziger, verschwinde, denn: wenn du mich so freust, wenn du mich so ergötzt, kann ich dich schwer ablehnen.“ Das sang, nein: durchlebte die Sopranistin, und wir zitterten und bangten mit.

Aus Wien reiste extra die Hofkapelle an

Die „Rahmenhandlung“ des Abends war – eine Krönung! 1723 wurde der Habsburger Kaiser Karl VI. zum böhmischen König gekrönt; musikalisch dürfte es, schreibt Gerhard Poppe im Programmheft zum Konzert, mit Abstand die glanzvollste von allen böhmischen Königskrönungen gewesen sein. Die kaiserliche Hofkapelle war nämlich aus Wien angereist. Prager Jesuiten boten ein Schauspiel-Melodram, dessen Musikanteile von Jan Dismas Zelenka stammten. Und auch die restlichen Feierlichkeiten in der böhmischen Metropole zogen Musikkenner und -könner aus nah und fern an, darunter Johann Joachim Quantz, Carl Heinrich Graun und Sylvius Leopold Weiß, um nur drei der damaligen Musikstars zu nennen.

So bot das kleine, hochkarätige Ensemble um Vaclav Luks (diesmal am Cembalo) kleine Leckerbissen von Johann Friedrich Fasch, Georg Friedrich Händel und Antonio Caldara. Wahnwitzige Fagottrasereien (Györgyi Farkas), drei-zu-vier-verschränkt in Zelenkas „Sonate Nr. 3 für Oboe, Violine, Fagott und BC“, weitere Herzenserweichungen auch von Hana Blažíková („Meine Liebe ist so stark, dass deren Glut niemals auszugeh’n vermag“ – gut, dass das die Sopranistin in italienisch sang, solche Zeilen klingen für den heutigen Hörer doch gefährlich Richtung „Atemlos“). Eine weitere schöne kleine Überraschung: eine Sonate für zwei Violinen (Lenka Torgersen, Jana Chytilová) des aus Breslau stammenden Geigers Johann Georg Orschler (1698 – 1667/70). Orschler war Kapellmeister der Fürsten von Liechtenstein, später erster Violinist der Wiener Hofmusikkapelle. Johann Georg Pisendel persönlich kopierte das Werk, die Abschrift findet sich heute in der SLUB Dresden – vermutet wird, dass die Vorlagen aus Prag stammen könnten.

Neben den namhaften Stars also auch feine Geheimtipps – wie wir es von Vaclav Luks gewohnt sind. Veranstaltungen wie die am Freitag in der Annenkirche: sie sind es, die Dresdens Ruf als Weltstadt der Kunst und Musik wiederherstellen helfen.

Nächste Konzerte der MUSIKBRÜCKE PRAG – DRESDEN:
14.2.2015 „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ – Ein Portrait J.S. Bachs am Höhepunkt seiner kreativen Kräfte
6.4.2015 Konzert zum 10jährigen Jubiläum Collegium 1704 & Collegium Vocale 1704 – J.S.Bach,  h-Moll-Messe
17.5.2015 „Le nuove musiche“ – Musikalische Experimente italienischer Komponisten des frühen 17. Jahrhunderts
Informationen und Reservierungen: Tel. 01733 877588 oder tickets@collegium1704.com

 

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