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Mehr Leidenschaft, weniger laut!

Foto: Sonja Werner

Semperoper-Besucher erwartete am Sonntagvormittag das Mahler Chamber Orchestra mit dem ersten und dritten Klavierkonzert Ludwig van Beethovens und Igor Strawinskys »Apollon Musagète«. Leif Ove Andsnes dirigierte das Orchester vom Flügel aus.

Andsnes und das Mahler Chamber Orchestra harmonierten sehr gut miteinander, interagierten aufmerksam und dynamisch. Das Ergebnis überzeugte, und vor allem, es vermittelte Freude. Das äußerliche Erscheinungsbild ließ sich eins zu eins auf die gespielte Musik übertragen: das Orchester reagierte dynamisch und hatte seine eigene Bewegung. Perfektes Timing im Besonderen bei Strawinskys Ballettwerk, welches das MCO in kleiner Besetzung, aber ohne Leitung interpretierte. Es war ein eingespieltes Team, was aufeinander achtete und nicht gegeneinander spielte. Mit ihrem innovativen und internationalen Konzept bringen die jungen Musiker seit fünfzehn Jahren frischen Wind in die Musiklandschaft. Gedankt wurde es ihnen in Dresden mit tosendem Applaus. Andsnes entließ das Publikum mit einer kleinen Zugabe in den sonnigen Tag.

Mehr Leidenschaft, weniger Laut

Mit einem Paukenschlag, der vor allem laut war, fing dann am Abend alles an. Und laut blieb es bis zur Pause. Wenn die über hundert Musiker der Tschechischen Philharmonie anfangen zu spielen, braucht es bei der guten Akustik der Semperoper nicht viel Druck, um eine gewisse Lautstärke zu erzeugen. Dennoch klang das erste Stück »Žárlivost« von Leoš Janáček mehr laut als leidenschaftlich. Das Motiv der Eifersucht ist hier titelgebend; doch davon zeigte sich in den fünf Minuten, die das Stück dauerte, nicht viel. Es höre sich mehr nach vom Blatt gespielter Emotionslosigkeit an. Dabei legte sich Gastdirigent Ingo Metzmacher ganz schön ins Zeug, um das Orchester dynamisch in die richtige Richtung zu bringen.

Die Tschechische Philharmonie hatte an diesem Abend ihren eigenen Kopf (Foto: PR)

Leider schaffte er das auch nicht bei Antonín Dvořáks einzigem Klavierkonzert. Die Trompeten preschten los, die Streicher zogen nach; selbst bei der etwas kleineren Besetzung ein völlig unnötiges Muskelspiel. Martin Stadtfeld hatte einige Mühe, gegen diese Klangkulisse anzukommen. Schade: das war mehr brachial als schön. Und wieder dirigierte Metzmacher, was das Zeug hielt, völlig unbeachtet vom Orchester, dass steif seine eigene Interpretation des Klavierkonzertes spielte. Eher kriegerisch als romantisch. Dem Publikum erschien das nicht so wichtig, klatschte es doch schon eifrig zwischen dem ersten und zweiten Satz. Dafür gab es von Stadtfeld eine Zugabe: Johann Sebastian Bach, in abartiger Geschwindigkeit. Vielleicht wollte er nur weg?

Nach der Pause gab es dann Arnold Schönbergs sinfonische Dichtung »Pelleas und Melisande«. Und überraschenderweise gelang das ganz gut. Die Musiker schauten nun mehr und aufmerksamer zu Metzmacher, der es ihnen mit ein paar mehr Hüpfern und Kniebeugen zum Anzeigen der gewünschten Lautstärke dankte.

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