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Unter Touristen

David Fray (Foto: Paolo Roversi)

Dass David Fray ein sensationeller Bach-Interpret ist, hatte sich nach seiner Einspielung der Cembalokonzerte vor drei Jahren herumgesprochen. Zu hören war es bei seinem Auftritt bei der Reihe "Instrumentalstars im Konzert" am Samstagabend kaum: es war die Akustik, die eine Bewertung seiner künstlerischen Leistung unmöglich machte.

Gemeinsam mit dem Kammerorchester der Münchner Philharmoniker interpretierte der Pianist zwei der sieben überlieferten Konzerte. Beide sind Bearbeitungen von Violinkonzerten; Bach oder einer seiner Söhne mögen sie bei einem der Leipziger Kaffeehauskonzerte, auf denen der Thomaskantor fast allwöchentlich neue Werke präsentierte, zum ersten Mal als Solist gespielt haben.

Stand schon Frays Aufführung in einem vorösterlich ernsten Abonnementkonzert mit den Münchner Philharmonikern unter akustischen Fragezeichen – der dortige Konzertsaal am Gasteig bietet so vielen Hörern Platz wie unser Kulturpalast -, so war sein Frauenkirchen-Gastspiel mit diesem Repertoire eine Enttäuschung. Von den taktlangen Trillern und den grazilen Tonumspielungen im zweiten Satz des g-Moll-Konzerts blieben nur undurchsichtige Klangwölkchen übrig. Den Allegro-assai-Schlusssatz rockte Fray rechtschaffen rasch; aber was tun, wenn von den vielleicht sechs Sekunden Nachhall vier im rasenden Applaus des Publikums untergehen, das überhaupt zu klatschen anfing, sobald der Konzertmeister des Kammerorchesters der Münchner Philharmoniker, Lorenz Nasturica-Herschcowici, nur einmal den Bogen von der Saite hob?

Dabei wäre es doch interessant gewesen, die berühmt-berüchtigten Einspielungen der beiden Konzerte durch Glenn Gould vergleichen zu können mit dem Ansatz Frays, der ja – zu seinem Leidwesen – nur allzuoft mit Gould verglichen wird. Auch in diesem Konzert gemahnte die überartikulierte Spielweise des Pianisten, der sich über seinen Steinway krümmte und den verbissenen Kampf gegen den Klangbrei doch verlor, an den kanadischen Exzentriker. Für das touristische Publikum waren die optischen Eindrücke genug, um mit Standing Ovations eine Zugabe zu fordern. Ein gewitzterer Solist hätte sich spätestens in diesem Moment an die Orgel gesetzt. Das düstere Choralvorspiel "Nun komm, der Heiden Heiland" dagegen in der Busoni'schen Klavierfassung zu hören – nun ja, siehe oben.

Eine Textfassung des Artikels ist am 16. April in der Sächsischen Zeitung erschienen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung, ihn hier erneut abdrucken zu dürfen.

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