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Wo war die Glut?

Foto: PR

Blättert man den Tourplan von Jack DeJohnette durch – gestern war der Schlagzeuger in Wien, heute spielt das Quintett beim renommierten Europa Jazz Festival in Le Mans -, wird klar, dass das Konzert am Donnerstag in der Semperoper nicht viel mehr als ein günstiger Termin zum Warmspielen war. Tatsächlich kam die "New Jack DeJohnette Group", der als Gast auch der eher schüchtern agierende Saxofonist Ravi Coltrane angehört, nur zäh in die Gänge. Vor einem konzentriert applaudierenden Publikum, an dem nicht einmal Keith Jarrett etwas auszusetzen gehabt hätte, liefen die Stücke mit Ansagepausen durch. Wobei Balanceprobleme am Anfang für leichte Verstimmung sorgten: allzu dominant regierte das Schlagzeug des alten Leitwolfs, von den Klavierausflügen eines George Colligan oder David Fiuczynskis filigranen Soli auf der Doppelhals-Gitarre waren nur atmosphärische Andeutungen zu erhaschen. DeJohnette, der eine inzwischen therapierte Hörstörung öffentlich gemacht hat, um Musikerkollegen für Berufsrisiken dieser Art zu sensibilisieren, steckte am Donnerstag denn auch demonstrativ auf der Bühne Stöpsel in die Ohren – und legte dann los, um gut abhangene Songs wie "Ahmad the terrible" oder das zwanzig Jahre alte "Monk’s Plumb" in neuer Besetzung wiederzubeleben. Auch das rhythmisch vertrackte "Six into four" bekam wieder eine Chance. Manches wackelte da noch in der Abstimmung, seelenruhig zupfte allein Jerome Harris den Bass durch. Eine Zugabe zu erklatschen, schien dann auch eher Höflichkeit zu sein; zügig verließen sodann Band und Publikum die Oper. Wo war da die Glut, die den Jazz zum Jazz macht?

Eine Textfassung des Artikels ist am 14.5. in der Sächsischen Zeitung erschienen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung, ihn hier erneut abdrucken zu dürfen.

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