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Ein Straßenbahn für Richard Strauss

Die Uraufführung des „Rosenkavalier“ von Richard Strauss war ein Ereignis. Erst wurde sie lange erwartet, dann heftig gefeiert. Der Erfolg seines (nach „Feuersnot“, „Salome“ und „Elektra“) vierten am einstigen Dresdner Hoftheater herausgekommenen Bühnenwerkes gab den Erwartungen Recht. Und die Bahn wusste zu handeln. Sie stellte Sonderzüge aufs Gleis, die das Berliner Publikum vom Anhalter Bahnhof nach Dresden und wieder zurück in die an Opern nicht eben arme Hauptstadt gebracht haben. Reden wir nicht davon, wie sehr das heutige Nachfolgeunternehmen mit einem solchen Unterfangen überfordert wäre. Wahrscheinlich fänden sich auch nicht allzuoft ein paar Hundert Menschen, die einzig wegen eines Opernneulings in Abendrobe gen Elbtal zu reisen bereit wären.

Nächste Haltestelle: Richard Strauss (Foto: M. Ernst)

Immerhin gab es jetzt in Dresden selbst eine stattliche Anzahl von Damen und Herren, die am Sonntag Vormittag, drei Tage vor dem eigentlichen Jubiläum, auf einer Sonderfahrt per Straßenbahn den Spuren von Strauss und Schuch und „Rosenkavalier“ gefolgt sind. Gemeinsam mit den Dresdner Verkehrsbetrieben ist der Sächsischen Staatsoper da ein unvergesslicher Ausflug in die Musikgeschichte gelungen. Chefdramaturgin Nora Schmid moderierte die gut zweistündige Tour, die vom Theaterplatz nach Radebeul, von dort quer durch die Stadt nach Laubegast und wieder zurück vor die Pforten der Semperoper geführt hatte. Mit Brigitte Bela von Schuch war die Enkeltochter des Uraufführungsdirigenten Ernst von Schuch eine sichtlich ergriffene Gesprächspartnerin in der obendrein sehr informativ dekorierten Bahn. Zeitungskopien vom Januar 1911 und Programmhefte luden zum Blättern, während per Bildschirm Dresdens „Rosenkavalier“-Geschichte eingeblendet worden ist.

Auf die Bühnen-„Taufe“ vom 26. Januar 1911 folgten schließlich recht bald die Verfilmung sowie eine Reihe von Neuinszenierungen. Daran und an die historischen Umstände erinnerte Publizist Dieter Zumpe, der langjährige Dramaturg Wolfgang Pieschel sprach ausführlich über die Joachim-Herz-Inszenierungen von Webers „Freischütz“ und Straussens „Rosenkavalier“ zur Wiedereröffnung des Semperbaus am 13. und 14. Februar 1985. Schauspieler Ahmat Mesgarha trug Zeitzeugnisse vor und machte die Sonderfahrten von 100 Jahren nacherlebbar und Peter Damm schilderte gegenwärtigere „Rosenkavalier“-Reminiszenzen aus der Sicht des Hornisten, der in insgesamt 114 Vorstellungen dieser Oper mitgewirkt hat. Eine besondere Herausforderung, nicht nur, weil Strauss‘ Vater bekanntlich selbst ein begnadeter Hornist gewesen ist. Und den Blick nach vorn, auf die Jubiläumsaufführung am 26. Januar 2011 (18 Uhr), richtete Sängerin Anke Vondung, die einmal mehr in der Titelpartie als Octavian zu erleben sein wird.

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