Website-Icon Musik in Dresden

Nachträglich

Eigentlich tröstlich, dass sich nie je ein Mensch ausrechnen konnte und es auch heute nicht kann, was ihm zum 200. Geburtstag aufgetischt werden mag. Bei Robert Schumann, mit nur 46 Jahren verstorben, ist es ein Festjahr geworden (das er sich freilich mit Frédéric Chopin teilen musste, dem lediglich 39 Lebensjahre blieben). Allein in Dresden, wo Schumann von 1844-50 eine schaffensreiche Zeit verbrachte, wurde dem Jubilar eine Reihe von Konzerten gewidmet.
Von einem besonderen, das die Staatskapelle im März unter Daniel Harding zelebrierte, liegt nun eine DVD vor, die als „Homage to Robert Schumann“ ausschließlich Werke des Zwickauers vereint. Eine Rarität wie die Ouvertüre zu „Genoveva“ steht da neben Fragmenten, die Schumann-Experte Joachim Draheim ganz im Sinne des Meisters rekonstruierte. Im Hebbelschen „Nachtlied“ sowie im „Requiem für Mignon“, das zum 100. Goethe-Geburtstag nach dessen „Wilhelm Meister“ entstand, wirken MDR-Chor sowie Bariton Markus Butter mit. Als Favorit erklingt ausgerechnet die populäre „Rheinische“, weil Harding und Kapelle hier Gediegenes gelang, das auf Raffinesse nicht verzichtet. Akustikprobleme der Kirche scheinen dank ausgewogener Dynamik getilgt. Nicht so der „Genoveva“-Nachhall.
Kundige Kamerafahrten bzw. Schnitte sowie ein Sinn für architektonischen Reiz machen beim Zusehen Freude, auch wenn sich die Bilder naturgemäß wiederholen. Eigentlich schade, dass Robert Schumann nicht mal hat ahnen können, zum 200. Geburtstag eine so schöne DVD präsentiert zu bekommen.

Homage to Robert Schumann
Live from the Frauenkirche Dresden
Arthaus Musik 101523

 

Eine Textfassung des Artikels ist am 11. Dezember in den Dresdner Neuesten Nachrichten erschienen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung, ihn hier erneut abdrucken zu dürfen.

Die mobile Version verlassen