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Weihnachten im Alumnat

Nicht nur Straßenbahnfahrer, Krankenschwestern und Kellner schoben am 24. Dezember Dienst. Auch die jüngsten Kulturdienstleister der Stadt waren an diesem Abend gefragt: für Kreuzchor und Kapellknaben ist Ende Dezember Hochkonjunktur. Konzerte, Vespern und Messen jagen einander; gemütliche Bescherung am Heiligabend und gemeinsames Gänsebratenessen mit der Familie am darauffolgenden Feiertag sind für die Knaben deshalb nicht drin. Überhaupt, wie feiern die Alumnaten des Kreuzchors oder die Bewohner des nur einen Katzensprung entfernt liegenden Vincentiusstifts Weihnachten?

Mit der Bettruhe vor der Christmette nimmt es wohl niemand so genau… (Foto: PR)

Besinnlich, erzählt der vierzehnjährige Benjamin Molnár, beginnt das Fest bei den Kruzianern. Alle 140 Knaben, auch die „Kurrendaner“, die normalerweise zuhause bei ihren Eltern wohnen, versammeln sich im Alumnat und ziehen dann mit brennenden Kerzen in Richtung Speisesaal – singend natürlich. Dem jüngsten Kruzianer steht die ehrenvolle Aufgabe zu, die Weihnachtsgeschichte aufzusagen; dann gibt’s ein besonderes Festmahl für die Jungen. Während des Essens singt der Männerchor Weihnachtslieder; Bescherung ist danach im großen Probensaal. Mit der Bettruhe, sagt Benjamin, nimmt es an diesem Abend wohl niemand so genau; die ganz Gewieften bleiben auf, bis sich der Chor am nächsten Morgen „in aller Herrgottsfrühe“, nämlich um sechs Uhr, schon wieder in der Kreuzkirche versammelt: zur traditionellen Christmette.

Wie es weitergeht, ergänzt Georg Bartsch. Der Viertklässler erlebt die Weihanchtsfeierlichkeiten im Alumnat dieses Jahr zum ersten Mal. Nach dem zweiten Frühstück im Alumnat stehe noch ein Gottesdienst auf dem Programm der Kruzianer; die „Auswärtigen“, die weit entfernt wohnen, seien dann jedoch schon auf dem Heimweg. Am Abend des 25. Dezember, sagt Georg, feiert seine Familie einfach Weihnachten nach, dann gibt es auch die Geschenke.

Ein bisschen hektischer läuft die Bescherung für Laurin und Demian Dorfinger ab. Die Brüder, die im Krippenspiel der Kapellknaben am Nachmittag des 24. Dezembers den Josef und König Herodes geben, rasen dann nach Haus; man beschenkt sich, isst Fondue. Und kurz nach neun müsse man dann wieder los: die „Christnacht“, ein vollständiger Gottesdienst, will in der Kathedrale ausgestaltet sein. Am nächsten Tag steht noch die große Orchestermesse mit der Staatskapelle auf dem Programm, dann geht es nach Österreich in die Ferien.

Und die dreißig Kapellknaben, die im Internat wohnen? Sie fahren nach dem Krippenspiel in ihr Vincentiusstift, erzählt Florian Donath, der seit 5 Jahren dort wohnt. Dort gebe es dann extra-cooles Abendbrot, der Koch versucht an diesem Abend alle Extrawünsche von Cordon bleu bis Mousse au Chocolat zu erfüllen. Danach finden sich die Kapellknaben im Kleinen Probensaal vor dem Weihnachtsbaum zusammen, kleine Geschenke werden ausgetauscht. Und auch die Kapellknaben haben ihre Tradition: das Straßenbahnsingen! Auf dem Weg zur Kathedrale, der schon mal etwas länger dauern kann und über Umwege führt, singen die Jungen Weihnachtslieder für die Fahrer der Heiligabendschicht und schenken ihnen selbtgebackene Kekse.

Heimweh am Heiligabend? Ja, ein bisschen ist es da, das haben alle Sängerknaben zugegeben, die in einem der beiden Internate wohnen. „Besonders das erste Weihnachten war hart, da hat mit die Familie gefehlt“, sagt Kapellknabe Florian; und den Familien geht es ohne ihre Sprößlinge sicherlich nicht viel anders. Um so schöner werden die darauffolgenden Feiertage, an denen alle heim zu ihren Eltern fahren. „Ja,“ sagt Florian und lächelt, „da kann ich auch als Internatsbewohner mal richtig zuhause sein.“

Eine Textfassung des Artikels ist am 24. Dezember in den Dresdner Neuesten Nachrichten erschienen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung, ihn hier erneut abdrucken zu dürfen.

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