Premiere in der Semperoper. Die Musiker der Staatskapelle werden unter tosendem Applaus bejubelt. Als das Inszenierungsteam auf die Bühne gebeten wird, gibt es heftige Buh-Rufe, aber auch lautes „Bravo!“. Warum diese Inszenierung so polarisiert?
Lea Muth
Der zehnte Semperopernball ist geschafft. Die letzten langstieligen Rosen – mit freundlichen Grüßen der Lufthansa – sind am Opernausgang verteilt und am roten Teppich an die darum bettelnden Theaterplatzgäste weiterverschenkt worden. Ein kleines bisschen Glanz und Glamour auch für draußen, wo ein Teppich von zerbrochenenem Glas von der Kaisermania zeugt.
Der zehnte, der goldene Jubiläumssemperopernball steht vor der Tür. Auf der Pressekonferenz wurden wieder einige heiße Neuigkeiten zu diesem Festtag verbreitet. Mit dabei: die Kaisermania auf dem Theaterplatz, sibirische Tänzer und so viele Preisträger wie noch nie!
Das Stück heißt: Langeweile. Ein tänzerischer Selbstversuch. Ein Titel, der im Vorfeld alles offen lässt, im Nachhinein aber dennoch passt. Wer Langeweile auch mal aushalten und vielleicht sogar genießen kann, der ist diesem Stück richtig.
Blinkende Lichtpunkte überall im Opernhaus, draußen eine Menschenmasse, übersät mit grell bunten, schnell aufflackernden Farbtupfern und auf dem roten Teppich reflektiert das Blitzlicht vielfach auf allerhand Pailletten und Strasssteinen der Abendkleider. Das Motto des neunten Semperopernballs lautete: Dresden glitzert.
Zum neunten Mal heißt es heute: Volksfest vs. Glamourparty. Wir haben da ein paar Vorschläge, ganz nach der Devise „Adverso Flumine“. Komisch, wieso müssen mehr und mehr Dresdner bei diesem Leitspruch an hüpfende Bälle denken?
Der Dresdner Semperopernball entwickelt sich. Jedes Jahr scheint der Semperopernballverein sich die größte Mühe zu geben, das Ereignis des Vorjahres zu übertrumpfen. Im kommenden Jahr soll die Oper glitzern wie noch nie. Wer braucht da schon Inhalte?