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Igor Levit in der »Pianissimo«-Reihe im Kulturpalast

Gesenkten Kopfes geht der Achtzehnjährige zum Flügel, verbeugt sich, knöpft das Jackett auf. Rückt den Stuhl. Wirft das Jackett nach hinten. Streicht mit dem Fingerknöchel über die Front der Klaviatur. Kratzt sich am Kopf. Legt die Hände auf. Nimmt sie wieder weg. Beugt sich tief. Legt die Hände erneut auf, nimmt Maß – und versinkt in der Musik, mit ihm das Publikum…

In Israel war das, dreizehn Jahre ist das her. Igor Levit gewann damals als jüngster Teilnehmer überhaupt den zweiten Preis des Arthur-Rubinstein-Wettbewerbs in Tel Aviv. Den Sonderpreis für Kammermusik. Den Publikumspreis. Und den Sonderpreis für die beste Aufführung eines zeitgenössischen Pflichtstücks. Das internationale Presseecho markierte den Startpunkt einer rasanten Pianistenkarriere.

Foto: Felix Borede

Seitdem ist Levit in chinesischen Provinzstädten aufgetreten (Die Büning-Legende), im Gohrischer Zirkuszelt (man erinnere sich: die Sicherung fiel raus, Levit spielte die sauschweren Rzewski-Variationen im Dunkeln weiter), im Wohnzimmer von Stefan Heinemann, in der Wigmore und der Carnegie Hall, hat Konzerte für nach Deutschland Geflüchtete gegeben („Wir sind 1995 als jüdische Familie nach Deutschland gekommen, mit dem Flugzeug und einer unbefristeten Aufenthaltsgenehmigung. Wir sind nicht Tausende von Kilometern zu Fuß gegangen, haben uns nicht in ein Boot über das Mittelmeer setzen müssen!“). Wo er am liebsten spiele – solche Kategorien, sagt er, seien doch „bei aller Liebe“ drittrangig. „Ich spiele auf jedem Flügel, den Sie mir hinstellen, jedes Programm, und immer mit vollem Einsatz. Ob es nun bei einem Hauskonzert in Dresden ist oder bei einem großen Sinfoniekonzert – ich gebe alles, die Musik und die Menschen stehen im Vordergrund. Ich verstelle mich nicht, ich bin immer ich, und die Kunst macht den Rest.“

Mit einem Programm, das wiederum seinesgleichen suchen dürfte, kommt Igor Levit nun nach Dresden zurück – im Rahmen der »Pianissimo«-Reihe im Kulturpalast. Folgen werden ihm Khatia Buniatishvili, Fazil Say und Grigory Sokolov.

Montag, 12. November 2018, 20 Uhr. Preise: €66 | 58 | 52 | 46 | 39 über Alegria online.