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Schon wagnert’s wieder

Ein Debüt auf dem Grünen Hügel ist so etwas wie ein nachträglicher Ritterschlag. Hartmut Haenchen, zwar schon vor mehr als zwanzig Jahren als erster Deutscher zum Ritter im Orden vom Niederländischen Löwen ernannt, musste bis in sein 74. Lebensjahr warten, ehe er Musik von Richard Wagner im Allerheiligsten dirigieren sollte. Obwohl er längst als erwiesener Wagner-Experte galt – vor allem an der Niederländischen Oper Amsterdam hatte er das Werk des Leipziger Dichter-Komponisten gründlich gepflegt -, debütierte der 1943 in Dresden geborene Dirigent als Einspringer in Bayreuth. Sein Kollege Andris Nelsons hatte kurzfristig abgesagt. Nach dieser Übernahme des »Parsifal« in einer Inszenierung von Uwe Eric Laufenberg dirigierte Hartmut Haenchen das Bühnenweihfestspiel auch im Sommer 2017 und leitete zudem das Festkonzert zum 100. Geburtstag von Wieland Wagner.

Die DVD-Produktion des Bayreuther »Parsifal« (Deutsche Grammophon) ist im vorigen Jahr als »Revording of the Year« gekürt worden, von den Kritikern der Zeitschrift »Opernwelt« wurde Haenchen zum Dirigenten des Jahres erhoben.

Mit Wagner hat er sich nicht nur am Pult sowie in zwei kompletten »Ring«-Einspielungen beschäftigt, sondern auch als Autor des Bandes »Von der Unvereinbarkeit von Macht und Liebe«. Bei so viel Wagner scheint es nur folgerichtig, dass der Richard-Wagner-Verband Leipzig Hartmut Haenchen nun mit einem weiteren »Ritterschlag« bedenkt: heute erhält der 75-Jährige im Opernhaus der Messestadt den diesjährigen Richard-Wagner-Preis Leipzig.