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Sie hat es sich verdient

Fotos: Matthias Creutziger

Die Komponistin Sofia Gubaidulina, im vergangenen Herbst hat sie ihren 85. Geburtstag feiern können, ist fraglos eine Ausnahmekünstlerin. Dieser Tage ist sie wieder viel unterwegs. Eben noch in den USA, nun schon wieder in Dresden, wo sie als erste und einzige Capell-Compositrice bereits zum zweiten Mal eingeladen worden ist, diese Position zu bekleiden. Das Schöne daran: Sie nimmt das ernst, die Kapelle nicht minder. Und wir als Publikum sollten es auch tun. Es lohnt sich!

Sofia Gubaidulina, 1931 in der damaligen Sowjetrepublik Tartarstan geboren, befand sich frühzeitig auf einem „Irrweg“. Dmitri Schostakowitsch hatte sie darin sogar noch bestärkt, sich nicht dem Diktat einer der Obrigkeit genehmen Musiksprache zu beugen, sondern unbeirrt den eigenen Wegen zu folgen. Die Komponistin hat dies beherzigt und ist zeitlebens mit aller Konsequenz und Unbestechlichkeit ihren ureigenen, von starker Religiosität geprägten Weg gegangen. Der hat sie 1992 nach Deutschland geführt, wo ihr Schaffen nicht zuletzt dank der tätigen Mithilfe von Musikerpersönlichkeiten wie Gidon Kremer bereits halbwegs bekannt war. Inzwischen hat Sofia Gubaidulina im Nordwesten längst eine Heimat gefunden.

Zuhause aber ist sie vor allem in ihrer Musik. Zwei Bezugsgrößen leiten ihre Kreativität, neben Johann Sebastian Bach ist dies Anton Webern. Eine Spannbreite, die hörbar und nachhaltig ihr eigenes Werk beeinflusst, ihr aber auch genügend Freiräume lässt, musikalisch ganz neue Räume zu öffnen.

Die aktuelle Capell-Compositrice bereichert die Spielzeit 2016/17 ausgiebig – und wird dabei vom Publikum sehr offen mit großer Neugierde begleitet. Doch auch eine Reihe von Mitgliedern der Staatskapelle muss sich gesagt haben, wenn Sofia Gubaidulina schon derart in Dresden verankert ist – sie war es auch zu den Internationalen Schostakowitsch-Tagen Gohrisch im Jahr 2014 -, dann sollte dies unbedingt auch zur gemeinsamen künstlerischen Bereicherung genutzt werden.

Gesagt, geplant. Neben dem 8. Symphoniekonzert, das unter der musikalischen Leitung von Donald Runnicles in den letzten Tagen erklang – mit Sofia Gubaidulinas »Fachwerk« für Bajan, Schlagzeug und Streichorchester zwischen Werken von Benjamin Britten, Ralph Vaughan Williams und Edward Elgar – gab es heute ein mehrteiliges Porträtkonzert von und mit der Komponistin in der Schlosskapelle. Dieser wahrhaft Außerordentliche Kammerabend kam auf Initiative von Musikern der Staatskapelle zustande, die sich gesagt haben, wenn schon diese großartige Komponistin in dieser Spielzeit derart präsent ist, dann soll es auch ganz direkte Kontakte zwischen ihr und dem gemeinsamen Publikum geben. Und das Publikum kam – verdientermaßen – überaus reichlich.

In drei Teilen erklangen Kompositionen von Sofia Gubaidulina: »Wurzeln«, »Inspiratio« und »In tempus praesens« waren diese Parts überschrieben, die nicht nur das Schaffen der Capell-Compositrice aus verschiedenen Perioden abbildeten, sondern auch Kompositionen von Schostakowitsch, Bach und Webern beinhalteten. Auf Wunsch der Komponistin erklang zudem eines der letzten Werke von Viktor Suslin, dem Sofia Gubaidulina bereits zu Studienzeiten sehr eng verbunden war.

Zu den diesjährigen Schostakowitsch-Tagen (23.-25.6.) wird Sofia Gubaidulina erneut in Gohrisch erwartet.