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»Viola weltweit«

Foto: M.M.

Christina Biwank, Solobratschistin der Dresdner Philharmonie, gab dem Programm „Viola weltweit“ markante Gestaltung. Sie konnte mit ihrem Instrument von Geigenbauer Martin Schwalb aus Wien den schönen, dunkel geheimnisvollen, halb verschleierten Klang ausdrucksstark und mit virtuoser Perfektion wirken lassen. Der Titel des Abends – »Viola weltweit« – macht die geographischen Verschiedenheiten der Kompositionen deutlich. Den Einstieg bildete ein Konzertstück (eigentlich eine Rhapsodie), das der in Paris studierende Rumäne George Enescu für Viola und Klavier schrieb. Folklore seiner Heimat kam nicht ins Spiel, sondern ein handlicher Satz a la Saint-Saens. Aus Japan gab es das wohl interessanteste Werk des Abends von Tōru Takemitsu »A Bird Came Down the Walk«. Das Herankommen des Vogels stand weniger im Mittelpunkt als klangliche Atmosphäre, die zwischen Debussys Harmonik (feinsinnig am Klavier mitgestaltet von Christoph Berner) und Olivier Messiaen-Visionen in der Viola changiert. Natürlich durften die »Märchenbilder« von Robert Schumann als deutscher Beitrag nicht fehlen, die mit Sensibilität als balladenhaftes Bilderbuch vorgestellt wurden. Ein Ritterstück im Geiste der Eichendorfflieder des Meisters, eine Undine mochte man in den Wasserströmen erahnen; Träumereien in melodischer Entfaltung breiteten sich auf echt Schumannsche Art aus. Das Duo traf den Märchenton der vier Stücke auf treffende Weise, auf den innig edlen Klang der Viola vertrauend. Das Ende dieser weltweiten Sicht führte zu Beethoven und Schostakowitsch. Der Pianist erhielt mit des Wiener Meisters »Mondscheinsonate« Gelegenheit, das Können auch solistisch vorzustellen. Ihm gelang, die träumerische Seite dieser der Beethoven-Schülerin Julie Guicciardi gewidmeten Sonate im fantasievollen 1. Satz eindrucksvoll herauszuarbeiten, im Spiel des scherzohaften 2. Satzes gar aufzuheben und schließlich im verzweifelt aufbrechenden Finale sich zu steigern.

Schostakowitsch hat seine dreisätzige Sonate für Viola und Klavier, eine seiner letzten Kompositionen, nach einem suchenden Beginn sich erinnernd älteren Werken zugewandt. Aus Material seiner 1942 unvollendet hinterlassenes eigenen Oper »Die Spieler« (nach Gogol) gestaltete er den grotesk ausufernden Mittelsatz. Für das Finale greift er auf Beethovensche Themen zurück: neben dem Fugenthema aus der Sonate op.110 nimmt er Motive des ersten Satzes der Mondscheinsonate auf, die er improvisatorisch verarbeitet. Das Duo Biwank/Berner erfasste dieses Spätwerk einfühlsam, so dass diese Erinnerungen des Meisters an klassischen Vorbilder beeindruckend gelang. Am Ende herrschte ergriffenes Schweigen, bevor die Interpreten rechtens gefeiert wurden.