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Tokio-Residenz der Staatskapelle steht bevor

Es brauchte einen japanischen Getränkehersteller, um Mitte der 80er Jahre in Japan erstmals einen Konzertsaal zu bauen, der ausschließlich der Durchführung klassischer Konzerte vorbehalten war. Als Berater wurde damals kein Geringerer als Herbert von Karajan hinzugezogen. Entstanden ist ein Saal, der seines gleichen sucht. Wenngleich architektonisch unauffällig – mit Ausnahme des Eingangsbereich ist von dem Saal von außen nichts zu sehen –, verfügt die Suntory Hall über eine Akustik, die immer wieder erstaunen lässt und nach wie vor Maßstäbe setzt. Bis heute ist die Suntory Hall für alle großen Solisten und Orchester ein Ort von nahezu magischer Bedeutung.

Das "schwarze Brett" backstage mit den Grüßen dirigentischer Besucher... (Foto: M.M.)
Das „schwarze Brett“ backstage mit den Grüßen dirigentischer Besucher… (Foto: M.M.)

Seit dem Jahr 1989 ist auch die Sächsische Staatskapelle hier regelmäßig zu Gast. 24 Mal war sie bislang hier zu hören. Ihren Einstand gab sie noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs, am 3. April 1989 unter der Leitung von Hiroshi Wakasugi. Vor allem Konzerte und konzertante Opernaufführungen mit den Dirigenten Herbert Blomstedt, Giuseppe Sinopoli und Bernard Haitink schufen in den Folgejahren eine enge Bindung an das japanische Publikum. Daran hat sich auch seit der Berufung von Christian Thielemann zum Chefdirigenten der Staatskapelle nichts geändert, ganz im Gegenteil: Die gemeinsamen Gastspiele in den Jahren 2012 und 2015 fanden immer vor ausverkauftem Haus und vor begeistertem Publikum statt.

Das Programm der nun bevorstehenden knapp einwöchigen Residenz präsentiert die Staatskapelle in all ihren Facetten. Zu Beginn steht die halbszenische Aufführung von Wagners »Das Rheingold« (Wiederholung am 20. November) mit den Solisten Michael Volle (Wotan), Kurt Streit (Loge), Albert Dohmen (Alberich), Gerhard Siegel (Mime), Stephen Milling (Fasolt), Ain Anger (Fafner), Mihoko Fujimura (Fricka) und Christa Mayer (Erda) auf dem Programm.

Foto: Matthias Creutziger
Foto: Matthias Creutziger

In den Orchesterkonzerten (22. und 23. November) erklingen Beethovens Klavierkonzerte Nr. 2 & 5, Richard Strauss‘ »Eine Alpensinfonie«, Pjotr I. Tschaikowskys Fantasieouvertüre »Romeo und Julia« sowie »Les Préludes« von Franz Liszt. Solist ist Kit Armstrong, der für den erkrankten Yefim Bronfman die Konzerte übernehmen und damit sein Debüt in Konzerten der Staatskapelle Dresden feiern wird. Im April 2017 wird er darüber hinaus bei einem Sonderkonzert der Staatskapelle im Rahmen der Mozart-Tage der Semperoper mit dem Klavierkonzert G-Dur KV 453 zu hören sein. Erstmalig stehen im Rahmen eines Kapell-Gastspiels in der Suntory Hall auch Kammerkonzerte auf dem Programm. Das Dresdner Oktett, dass sich aus Stimmführern und Solobläsern der Staatskapelle zusammensetzt, führt am 21. November das Septett in Es-Dur op. 20 von Ludwig van Beethoven sowie Franz Schuberts Oktett D 803 auf. Das Dresdner Streichquartett wirkt am 19. November bei der Szenischen Kollage »Fräulein Tod trifft Herrn Schostakowitsch« mit und spielt dabei unter anderem das achte Streichquartett von Dmitri Schostakowitsch. An diesem Projekt maßgeblich beteiligt sind auch die Schauspielerin und Tochter Herbert von Karajans, Isabel Karajan, sowie der Pianist Jascha Nemtsov. Dieses Projekt war im letzten Jahr auch bei den Osterfestspielen Salzburg zu Gast und wurde ursprünglich 2014 bei den Internationalen Schostakowitsch Tagen in Gohrisch aus der Taufe gehoben.