Scroll Top

Alte Musik, lebendig interpretiert

Foto: Martin Reißmann
Foto: Martin Reißmann

Die Veranstaltungen von »Kammermusik im Glashaus«, also von besonderen Veranstaltungen im Foyer der Landesbühnen, begannen in dieser Saison mit der Vorstellung des neuen Continuo-Instruments „Regalgedackt“ aus der Hand des Dresdner Orgelbauers Marcus Stahl. Dazu erklangen entsprechend Werke der italienischen Musik des 17. Jahrhunderts, der Zeit um Monteverdi. Das neue Instrument, das die Landesbühnen in Auftrag gegeben hatten, ermöglicht jetzt authentische Aufführungen alter Musik. Die wie ein Portativ tragbare Orgel hat zwei Register: ein flötenartiges im Sinne eines Positiv und eines mit Schnarrstimmen als Regal. Der Spiritus Rector der Aufführungen, Jan Michael Horstmann, hat denn auch in den Madrigalen und Sonaten oder Sinfonien und Passacaglien vor allem aus den Madrigalbüchern Monteverdis in abwechslungsreicher vokaler und instrumentaler Besetzung lebendige Interpretationen der Stücke realisiert. Die Orgel akzentuiert die freundlich pastoraler Stimmungen mit den Klängen des Positiv und die todesnahen mit dem sperrig-näselnden Klang des Regal.

Da sich Jan Michael Horstmann als Interpret des Monetverdischen »Orfeo« u.a. bereits Erfahrungen sammelte, hat er hier nun bestens die Werke dieser Zeit gestalten können. Das »Ensemble Charpentier« von Musikern der Elbland Philharmonie auf historischen Instrumenten, vor allem Streichern, aber auch mit einem Cornetto (deutsch: Zinck), also einer „Holztrompete“, wurde in den Bässen ergänzt durch Gäste mit Lauten (Theorben), dazu kamen Vokalisten des Opernensembles. Da der Leiter der Aufführung als Operndirektor in Radebeul wirkt, ist klar, dass er die alte Musikaus der Zeit der Entstehung der Oper auch wirklich hochdramatisch erfasste. Keine dezent ästhetisierende Zurückhaltung prägte die Interpretationen, sondern zupackendes Dramma per musica. Ob das das auf einem Ostinato ablaufende Lamento der Nymphe Monetverdis war, oder als beispielhafter Höhepunkt der »Streit zwischen Tancred und Clorinda« (nach Torquato Tasso) – stets wurde fast szenische Plastizität spürbar, der damals neue ‚erregte Stil‘, der stile concitato. Gerade hier gab Kuzuhisa Kurumada mit ausdruckstarker, klangvoller Stimme als Testo (als Erzähler) den tragenden Hintergrund der Szene. Aber auch die anderen Mitwirkenden trafen jeweils den Nerv des zu interpretierenden Werkes, immer wieder aktiviert durch Jan Michael Horstmann am Cembalo oder der Orgel. Der Beifall bewies die begeisterte Aufnahme dieses kammermusikalischen Extraprogramms der Landesbühnen, das fast jeden Monat neues Interessantes anbietet.