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Zwischen Mozart und Hindemith

Andreas Boyde (Foto: Christian Steiner)
Andreas Boyde (Foto: Christian Steiner)

Der 14. Abend mit dem Philharmonischen Kammerorchester unter Wolfgang Hentrich stellte Nachtmusiken vor. Am Beginn stand zur Freude des zahlreich erschienen Publikums im Hygiene-Museum Mozarts »Kleine Nachtmusik», locker freundlich, mit klanglicher Delikatesse vorgetragen. Am Ende gab es als Zugabe des Pianisten des Abends ein unvergesslich interpretiertes ‚Nachtstück‘ aus Hindemiths »Suite 1922«. Dazwischen erklang als Uraufführung »Harmonie du soir« nach dem gleichnamigen Gedicht von Charles Baudelaire von Rainer Promnitz und Paul Hindemiths Variationenfolge »Die vier Temperamente« für Streichorchester und Klavier.

Andreas Boyde, der aus Oschatz stammende, heute in London lebende Pianist, vermochte nicht nur als überzeugender Gestalter des Zugabestücks zu faszinieren, sondern gab auch die pianistischen Akzentuierungen für die mehr als Fantasien oder Paraphrasen des am Anfang intonierten einprägsamen Themas gehaltenen vier Variationen. Die Sinnfälligkeit der vier Temperamente (melancholisch, sanguinisch, phlegmatisch, cholerisch) wurde nicht nur von den Streichern in Soli und Tutti mitgetragen, sondern auch von historisch erläuternden Lesungen durch Anna-Katharina Muck. So wurden die plastischen Klangbilder den Hörern verständlich gemacht, erhellten die klaren Temperamentsvariationen des Werkes, das Hindemith 1940 im amerikanischen Exil als Ballettmusik für das New York City Ballet von George Balanchine niederschrieb. Mit viel Klangsinn und rechtem Aufeinandereingehen des realisierenden Pianisten mit den Streichern unter Wolfgang Hentrich überzeugte die Aufführung jenes heute schon fast klassisch gewordenen Werkes.

Als Uraufführung des Abends gab es – wieder dem Grundthema Nachtmusik nahe – »Harmonie du soir«, Canzona für Violoncello und Kammerorchester, die der selbst als Cellist in der Philharmonie wirkenden Rainer Promnitz komponierte. Wenn auch hier weniger dem »Le Fleur du Mal« (Blume des Bösen) der Gedichtsammlung Baudelaires nachgegangen wurde, so gelang doch dem Komponisten die im Titel des ausgewählten Gedichts (Harmonie der Nacht) angesprochene Atmosphäre in musikalischen Bildern treffend zu erfassen. Locker
duftige Streicherklänge umwehten die Soli des Cellos, die anschmiegsam von Ulf Prelle eingebracht wurden und jenem vom französischen Dichter ästhetisierend erfasstem Bild der Nacht entsprachen. Eine allgemeine Grundstimmung wurde sinnfällig, die sich nicht programmatisch in Details der im Programmheft abgedruckten Verse verlor. Und das gelang, wie der Beifall bewies, überzeugend.