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„Ich bin Optimist, und das wird ausgenutzt“

vogler-dmf-2017Lachsschnittchen und Himbeerkuchen standen bereit bei der Pressekonferenz zum Auftakt des Jubiläumsjahrgangs der Dresdner Musikfestspiele. Die Pressematerialien waren aufwendig gedruckt, die Mannschaft der Musikfestspiele vollzählig erschienen. Ein festlicher Jubiläumsjahrgang war zu verkünden, hochkarätige Gäste aus der ganzen Welt werden wieder erwartet. Und dann das: Jan Vogler kritisierte die Stadt Dresden, ungeschminkt und überraschend deutlich. „Ich habe unseren Träger selten kritisiert, möchte aber heute deutlich sagen, dass wir mit dem Umgang nicht zufrieden sind“, so der Intendant. Und er legte nach: „Wir wollen ja nicht, dass die Stadt uns einen Riesengeldbetrag zur Verfügung stellt. Das Festivalprogramm ist vergleichbar mit allen großen Festivals der Welt. Gleichzeitig sind wir sehr ökonomisch, wir haben einen der höchsten Deckungsgrade aller Kulturveranstalter in Dresden. Aber jetzt muss die Stadt auch antworten! Wir hatten acht neue Stellen beantragt. Wir haben das als Voraussetzung genannt für die Ziele, die wir erreichen möchten. Trotz viel Kommunikation gab es aber bisher kein Ergebnis. Wir müssen wissen: sollen die Festspiele weiter wachsen wie in den letzten Jahren? Wir wachsen momentan mit hohem zweistelligen Prozentsatz bei den Karteneinnahmen. Aber wir wissen gar nicht, ob es im Sinn der Stadt ist – es gibt dazu keinerlei Kommunikation.“

Jan Vogler hatte in den ersten Jahren seiner Intendanz stets betont, er wolle künstlerisch in Vorleistung gehen – und dann auf die Reaktion der Stadt warten. Nun aber hat er feststellen müssen: „Ich bin ein optimistischer Mensch, und das wird manchmal etwas ausgenutzt. Irgendwie vertraut man darauf: die schaffen das schon. Ich glaube aber, die Personalausstattung ist die Aufgabe der Stadt. Wir haben doch das große Glück, dass wir hier in Dresden ein Festival haben, das hervorragend funktioniert. Schützen wir es, benutzen wir es für die Visionen der Stadt!“

Die Pressemeldung der Stadt ließ mithin nicht lange auf sich warten. Der Hilferuf schien angekommen! Wer genauer liest, stellt indes fest: die städtischen Geldgeber planen sehr wohl, „die Personalstruktur der Musikfestspiele (…) an den Bedarf an[zupassen], damit den unter der Intendanz von Jan Vogler gewachsenen Festspielen Rechnung getragen werden kann und das Festival international wettbewerbsfähig bleibt.“ Aber: mehr Geld für mehr Stellen zu bekommen, scheint für die Festspiele vorerst ausgeschlossen – denn eine „weitere Erhöhung des Etats würde zu Lasten anderer städtischer Einrichtungen und der freien Kulturszene gehen.“ De facto heißt das: zwar muss die Stadt schnellstens den Umstand bereinigen, dass viele Mitarbeiter der Festspiele seit Jahren über Honorarverträge angestellt und daher arbeitsrechtlich problematisch als scheinselbständig zu betrachten sind. Insgesamt mehr Stellen scheinen aber zumindest laut dieser letzten Verlautbarung der Stadt vorerst doch nicht geplant zu sein. Eine schwierige Situation. Bleiben wir optimistisch.

Jubiläumsjahrgang der Dresdner Musikfestspiele: LICHT
18. Mai bis 18. Juni 2017
Karten ab 1. Oktober 2016, 10 Uhr