Scroll Top

„Ein Dresden-Ereignis“

Sofia Gubaidulina im Juli 1981 (Foto: D. Smirnov, Creative Commons)
Sofia Gubaidulina im Juli 1981 (Foto: D. Smirnov, Creative Commons)

Das Schaffen der Capell-Compositrice Sofia Gubaidulina ist in der laufenden Spielzeit in Dresden ziemlich präsent. Jetzt hat die 1931 im russischen Tschistopol geborene und heute in der Nähe von Hamburg lebende Komponistin ein neues Werk vollendet. Der Auftrag zu dieser Komposition wurde ihr gemeinsam von der Stiftung Frauenkirche und der Sächsischen Staatskapelle erteilt.
Am Samstag wird das Orchester unter Leitung von Andres Mustonen „O komm, Heiliger Geist“ herausbringen, eine Arbeit für Sopran, Bass, gemischten Chor und Orchester, in der die Religiosität der Künstlerin nachhaltig hörbar sein wird.

Die Komponistin ist jetzt mehrfach zu Konzerten nach Dresden gekommen, wurde vom hiesigen Publikum gehuldigt und fand beispielsweise nach der Aufführung ihres Violinkonzertes „In tempus praesens“ auch wärmste Worte für Chefdirigent Christian Thielemann und das Orchester: „Es ist so fantastisch, dieses Orchester mit diesem Dirigenten zu erleben, absolut perfekt. Mir scheint, das ist etwas ganz Besonderes. Ich bin wirklich sehr glücklich mit den Aufführungen hier. Das ist ein sehr gutes Dresden-Ereignis.“

In diesem „Dresden-Ereignis“ taucht das Schaffen von Sofia Gubaidulina ein ganzes Jahr lang immer mal wieder im Spielplan auf. Vor der Uraufführung ihres neuen Werkes „O komm, Heiliger Geist“ hat sich die Komponistin den Studenten der Dresdner Musikhochschule gestellt, nur zwei Tage nach dem Konzert in der Frauenkirche gibt es im 3. Aufführungsabend der Kapelle ihr fragendes Stück „Warum?“ für Flöte, Klarinette und Streichorchester als Deutsche Erstaufführung.

Seit die Künstlerin Anfang der 1990er Jahre nach Deutschland übersiedelte, wo sie seitdem in der Nähe von Hamburg lebt, hat sie längst Weltruhm erlangt. Dennoch scheint Dresden eine ganz besondere Erfahrung für sie zu sein: „Für mich ist es absolut großartig. Dieses Ereignis wird nicht nur für mich etwas bedeuten, sondern auch für die Zuhörer, für die Interpreten. Ein unglaublicher Glücksfall!“

Dieser „Glücksfall“ wird das kompositorische Schaffen von Sofia Gubaidulina auch aus Dresden heraustragen und auf einer Orchestertournee der Sächsischen Staatskapelle in Wien und Baden-Baden erklingen lassen.

Darüber hinaus scheint in dieser Saison das Zusammenwirken zwischen Capell-Compositrice und Capell-Virtuos eine so perfekte Verbindung zu sein wie noch nie. Mit Sofia Gubaidulina und Gidon Kremer hat Dresden zwei einander sehr eng verbundene Gastkünstler gewinnen können. Schließlich hatte Kremer 1981 Gubaidulina 1. Violinkonzert „Offertorium“ uraufgeführt, damals bedeutete das den internationalen Durchbruch für sie. Noch heute schwärmt die inzwischen 83jährige Sofia Gubaidulina über diesen Ausnahmegeiger: „Gidon ist ein Genie! Das ist echte Kunst. Bei ihm gibt es keine Kompromisse.“

Gegen Ende der laufenden Spielzeit werden Capell-Compositrice und Capell-Virtuos noch einmal gemeinsam in Dresden zu erleben sein. Gidon Kremer spielt dann das durch ihn so berühmt gewordene 1. Violinkonzert „Offertorium“. Und mit dem Dirigenten Vladimir Jurowski wird eine weitere Verbindungslinie in die einstige Heimat von Sofia Gubaidulina gelegt werden.

Der Uraufführung ihres Werkes „O komm, Heiliger Geist“ unter Leitung des finnischen Dirigenten Andres Mustonen wird nach der Pause Franz Schuberts Messe in Es-Dur, D 950 folgen. Als Solisten des Abends wirken Sophie Karthäuser, Sopran, Marie-Claude Chappuis, Mezzosopran, die Tenöre Steve Davislim und Lothar Odinius sowie Andreas Zeppenfeld, Bass, mit. Außerdem ist gemeinsam mit der Staatskapelle der MDR Rundfunkchor zu erleben.

Frauenkirche, 18. April 2015, 20 Uhr