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Die Schumanns in Dresden

Glückliche Jahre sehen anders aus. Dennoch war der sechsjährige Aufenthalt von Clara und Robert Schumann am Elbestrand nicht die schlechteste Zeit für die beiden. Zwischen 1844 und 1850 wohnten die gefeierte Pianistin und der um Anerkennung ringende Komponist in beziehungsweise bei Dresden. Die Revolutionswirren von 1848 machten einen Wechsel aus der umkämpften Residenzstadt, wo man zunächst in der Waisenhausstraße, ab 1846 dann in der Reitbahngasse logierte, ins nahe Maxen nötig.

Gründlich betrachtet werden diese Dresdner Jahre im Leben des 1856 mit nur 46 Jahren in einer Heilanstalt verstorbenen Komponisten und seiner ihn um überlebenden Gattin im Text- und Bildband »Clara und Robert Schumann in Dresden – eine Spurensuche«. Herausgegeben wurde dieses lesenswerte Kompendium von Hans-Günter Ottenberg, der Musikwissenschaftler hat es gemeinsam mit weiteren Experten und einigen seiner Studenten verfasst. Das Buch, das mit zahlreichen Abbildungen aufwartet, ist das Resultat eines Schumann-Projekts des Musikwissenschaftlichen Instituts an der TU Dresden, das 2008 mit dem internationalen Symposium »Robert und Clara Schumann in Dresden« begann und 2010 mit einer Ausstellung zum Schumann-Fest fortgesetzt wurde.

Vor allem die detaillierte Spurensuche nach den damaligen Lebensumständen – Clara gebar während der sechs Dresdner Jahre vier Kinder – sowie hinsichtlich des Freundeskreises der Schumanns liest sich aufschlussreich. Spannend ist eine kommentierte Darstellung des Tagebuchs von Clara sowie des Haushaltsbuchs von Robert Schumann zu den Ereignissen der Revolution. Kommentar der Mutter und Künstlerin: „… nie hätte ich den Sachsen so viel Mut zugetraut.“

Im Zusammenhang mit den äußeren und familiären Entwicklungen werden das kompositorische Schaffen von Robert sowie die musikalischen Aktivitäten Clara Schumanns analysiert. Zu Recht wird gefragt, wie die Tätigkeit als Konzertpianistin mit den häuslichen Pflichten vereinbar gewesen sein mögen.

Neben einer Analyse der neu entstehenden Werke und des damit errungenen Rangs sind sämtliche nachweisbaren Dresdner Aufführungen von 1856 bis 2010 gelistet, viele Kompositionen nach Häufigkeit aufgeführt und diverse Programmzettel abgebildet. Umfragen zu Schumann und seinem Schaffen sowie allgemein zur Romantik runden das Kompendium ab. Obendrein finden sich Künstlergespräche mit Olaf Bär, Ludwig Güttler, Ekkehard Klemm, Peter Schreier, Maja Sequeira, Jan Vogler und anderen Persönlichkeiten, um deren Sicht auf das Schumannsche Leben und Werk zu vermitteln. Auf diesen rund 280 Seiten haben die Autoren jede Menge Detailarbeit geleistet, was gewiss auch für vermeintliche Kenner der Schumanns eine Bereicherung darstellen wird. Sowieso für die Liebhaber der Romantik, die obendrein noch eine Menge über Dresden und die damalige Situation in der sächsischen Musikstadt erfahren.

Zur Buchvorstellung am Sonntag gibt es ein Festkonzert im Palais im Großen Garten (22. Juni, 18.00 Uhr). Neben Werken von Robert Schumann steht dort auch die Uraufführung der „Musikalischen Haus- und Lebensregeln“ von Peter Motzkus an. Es musizieren Pianist Nikolaus Branny und das Sächsische Vocalensemble unter Leitung von Matthias Jung.

Clara und Robert Schumann in Dresden – eine Spurensuche
Hrsg. Hans-Günter Ottenberg
280 S., zahlr. Abb.
Verlag Christoph Dohr, Köln
ISBN 978-3-86846-106-0