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Keine Angst vor Shakespeares Größe!

Foto: David Pinzer

Liebe, Sehnsucht, Vergänglichkeit. Es gibt Themen, die sind ewig. William Shakespeare, aktuell wegen seines 450. Geburtstags in aller Munde, hat es meisterlich verstanden, diese universellen Fragen in eine Literatur umzusetzen, die seine Zeitgenossen ebenso berührte wie die Menschen des 21. Jahrhunderts. Viele haben sich schon an der Vertonung seiner Sonette versucht. Nun legt der Dresdner Sänger und Komponist Hallam London ein Album vor, das die Lyrik aus dem beginnenden 17. Jahrhundert in die Gegenwart katapultiert. »Not Afraid Of Greatness« heißt es – und vor der Größe der literarischen Vorlage fürchtet sich der Künstler nicht.

Old Words New – Sonett Nr. 76 – ist nicht nur der Titel des ersten Songs, es ist ein Motto für das gesamte Album. Hallam London belässt die Gedichte in der originalen altenglischen Sprache Shakespeares. Selbst Engländer können da Verständnisschwierigkeiten haben. Das deutsche Publikum hätte ohne die Übersetzung im Booklet kaum eine Chance. Trotzdem ist gerade die alte Sprache ein Gewinn. Jede Übersetzung, ob nun vom Altenglischen ins moderne Englisch oder in eine ganz andere Sprache, geht nicht ohne Verluste. Denn in der Sprache schwingen neben der rein semantischen Bedeutung der kulturelle Kontext und die individuelle Art zu denken und zu fühlen mit.

Die musikalische Umsetzung ist das neue Gewand, das Hallam London den alten Worten gibt. Der Stil ist irgendwo zwischen rockig und elektropoppig, etwas fürs breite Publikum, aber keinesfalls beliebig. Vielfältig zeigt Hallam London hier seine künstlerische Qualität: Als Komponist, dem es gelingt, den Shakespeare-Vertonungen gleichzeitig Modernität und eine 400 Jahre alte Seele zu verleihen. Und als Sänger, der mit seiner variantenreichen Stimme mühelos zwischen zart-androgyn und kernig-männlich wechseln kann.

Claudia Kallmeier

Das Album »Not Afraid Of Greatness. Shakespeare’s Sonnets« ist am 23. April 2014 bei fortunefavoursfools records erschienen. Live ist Hallam London am 24. Mai 2014, 21 Uhr, beim Benefizkonzert für Stolpersteine in der Scheune Dresden zu erleben.