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Heilig’s Blechle!

Kriege und Kirchen, Kirchenleute und Kriege, was für eine schier untrennbare Einheit in der Menschheitsgeschichte. Diese immer wieder mörderische Zweifaltigkeit ist anscheinend nicht auszumerzen. Eine Handvoll unentwegter Zeitgenossen versucht es nun doch wieder einmal, wagt zumindest einen ganz kleinen Schritt. Verhindert werden soll von einer Initiative, der keine zwei Dutzend Leute angehören, dass Ende des Monats ein „militärischer Gottesdienst“ in der Dresdner Frauenkirche zelebriert wird. Selbst wenn da weder Säbelrasseln noch Kanonendonner zu befürchten sein sollte, anrüchig ist das gemeinsame Ansinnen von Bundeswehr und Stiftung Frauenkirche auf jeden Fall. Sie wollen just dieses symbolische Haus am 30. April für Militärmusik öffnen. Das weckt, ob man will oder nicht, gruselige Erinnerungen an „segensreiche“ Waffenzüge, die „mit Gottes Segen“ die halbe Welt in Schutt und Asche gelegt haben und nicht zuletzt auch Anlass für die Zerstörung dieses Baudenkmals gewesen sind. Wer nun denken mag, im 21. Jahrhundert sei das humane Denken etwas vorangekommen, sieht sich bitter getäuscht. Denn für pazifistisch empfindende Menschen sind die regelmäßigen Uniform-Aufmärsche zu „Zapfenstreichen“ auf dem Theaterplatz schon Zumutung mehr als genug.

Freilich gilt es auch festzuhalten, dass die Zeiten sich sachte geändert haben. Einerseits wird zu Recht moniert, dass schon aufgrund der hierzulande allzu elastisch praktizierten Trennung von Staat und Kirche das staatliche Militär nichts im Gotteshaus zu suchen habe. Der Umkehrschluss müsste dann allerdings bedeuten, dass sich die Kirchen endlich auch überall da heraushalten, wo sie nichts verloren haben. Hinzu komme für die Kritiker eine mittels Militärmusik beabsichtigte „Imagepflege“. Dafür sei just dieses Haus nicht der richtige Ort, heißt es von Seiten der kritischen Initiative. Selbst wenn das für Mitdenker auf Anti-Werbung hinauslaufen sollte – die Gegner sagen nein.

Andererseits führt nun die bundeswehrfreundliche Stiftung Frauenkirche ins Feld (wohin auch sonst?), dass keine Kriegsmusik angestimmt werden solle, sondern ein Repertoire, das dem Raum und der Veranstaltung durchaus entspreche. Man verstehe das Haus als Ort, von dem aus Brücken in „sensible Bereiche des gesellschaftlichen Lebens“ gebaut würden. „Dazu gehört auch die Bundeswehr“, heißt es in einer nach der Kritik heute eilends verbreiteten Erklärung. Es klingt durchaus nach Lernbereitschaft, dass im Anschluss an den klingenden Militärdienst zu einer Diskussion eingeladen werden soll.

Helm ab zum Gebet? Nein, lieber Helm ganz und gar ab. Nicht nur bis nächsten Freitag –
Michael Ernst