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Konzerthäuser, Konzerthäuser, Konzerthäuser …

Just im Gebäude der Dresdner Königstraße 15 ist das Wort eher ein Unwort: Konzerthaus. Der Regent dieses Gebäudes Königstraße 15 nimmt es nicht gern in den Mund. Da hätte es auch einen komischen Beigeschmack, quasi wie die Trauben, die Äsops Fuchs nicht erreichen kann. Da pickt man sich halt die Rosinen raus.

Die hängen nun in Form einer Ausstellung im Kunstfoyer des Kulturrathauses und zeigen Fotos zahlreicher europäischer Konzerthäuser. Der Berliner Fotograf Manfred Hamm (Jg. 1944) hat sich dazu auf die Reise quer durch die Länder des Kontinents begeben, um diverse Konzerthäuser, vergleichbar Bibliotheken, alten Markthallen und Zechen, als rar werdende Bauform zu dokumentieren. Nun schreitet zwar das Orchestersterben politisch forciert und munter voran, von geschredderten Musikhallen hört man glücklicherweise noch nichts. Hamm dokumentiert somit keinen Abschied, sondern den Ist-Zustand in Städten wie Berlin und Budapest, Kopenhagen, Leipzig, Luxemburg und Luzern, in Reykjavik, Valencia, Zaragoza und weiteren Metropolen nebst kleineren Orten. Es sind auch Städte dabei, die mit Dresden bevölkerungsmäßig durchaus auf gleicher Stufe stehen – mit zwei gravierenden Unterschieden allerdings: Dort gibt es Konzerthäuser, aber mitunter gar kein Orchester, sie werden also von Gästen bespielt; hier gibt es mindestens zwei herausragende Klangkörper, aber bis heute keine ihnen gemäße Spielstätte.

Insofern wirken der Ort dieser Exposition beziehungsweise ihr Thema zumindest gewagt, wenn nicht gar eine Spur zynisch. Manfred Hamm, der insgesamt mehr als einhundert Häuser abgelichtet hat (Innen- und Außenaufnahmen sind sorgfältig beschriftet mit „innen“ und „außen“), präsentiert zeitgleich eine weitere Auswahl an Fotografien zu diesem Thema in den etwas großzügigeren Räumen der Berliner Galerie Nothelfer. Dort in der Hauptstadt gibt es ja auch die Philharmonie von Hans Scharoun.

Wer in Dresden einen gut klingenden und toll aussehenden Musiktempel vermisst, kann sich nun immerhin bis Ende Oktober neidvoll an den Abbildungen wie zum Beispiel an Hamms Foto von The Sage aus Newcastle-Gateshead sattsehen. Apropos satt: Neben diesem typisch Dresdner Luxusproblem hat nun auch der Rest der Welt ein treffliches Streitthema. In Hannover zum Beispiel wird gegen den Begriff Zigeunerschnitzel geklagt. Er soll nicht mehr verwendet werden, weil er ebenso wie die Zigeunersauce diskriminierend wirken könnte. Für Vegetarier sollte das ja kein Thema sein, doch beim Blick in so manche Speisekarten kommt man noch immer ins Stutzen, wenn da neben Schweinegulasch auch Kinderschnitzel offeriert werden. Müsste da nicht ganz rasch geklagt werden? Oder genügt gründliches Nachdenken?

Kinder, Kinder, Kinder … Guten Appetit.