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Kleiner Prinz, wir busseln dich!

Selten, dass zeitgenössisches Musiktheater mit solchem Enthusiasmus begrüßt wird. Noch seltener steht der Komponist höchstselbst am Dirigentenpult. Wer sich das nicht entgehen lassen will, besuche »Prinz Bussel«, ein Auftragswerk der Jungen Szene der Semperoper. Am Wochenende hatte der Schusselprinz, dessen Geschichte von Kinderbuchautorin Joke van Leeuwen erdacht und von Johannes Wulff-Woesten vertont wurde, Premiere in „Semper 2“, bis Juni folgen noch zehn weitere Vorstellungen.

Wer ist denn die Dame in rosa? Egal, schöne Karre! (Fotos: Matthias Creutziger)

Ein kleiner Dämpfer für die Aufmerksamkeit der vielen grundschulaltrigen Zuschauer sei gleich benannt: »Prinz Bussel« ist ein Musiktheaterstück, von klassisch ausgebildeten Musikern eines Projektorchesters intoniert, vor allem aber von klassisch ausgebildeten Sängern gesungen. Und die können nicht aus ihrer Haut! Wenn also die grandios spielende Gala El Hadidi den Haupthelden ein trotziges „Auch wenn ich nicht singen kann, bin ich jetzt mit singen dran“ hervorstoßen lässt, ist jede Silbe meisterhaft intoniert, mit opernhaft gerüschtem Vibrato und einfach viel zu perfekt, um einen Rüpelprinzen für seine „Zielgruppe“ ganz glaubhaft wirken zu lassen. Den Knirpsen gefallen – wenn der Rezensent das Geflüster richtig dechiffriert hat – andere Details: so ein komischer weißer Rauch, der da aus einem Grammophon aufsteigt. Ein cooler Polizist, der einen Verbrecher abführt. Oder die Typen mit Sonnenbrillen in einem irre langen Auto; was die rosa Königin, eine böse Krankenschwester mit Bärenkopf und diese dämlichen sieben Singeschwestern da vorne dagegen machen: hää?

Die Kinderbuchvorlage von „Prinz Bussel“ ist amüsant, die Story – egal, wie viel man davon am Ende versteht – einfach herrlich schräg und knallbunt. Und genauso hat die Regisseurin Valentina Simeonova das auch inszeniert.

Bussel, das ist ein Trotzkopf, der Mega-Hamburger liebt und Flugblätter der Königin sammelt. Irgendwann meint er: die sieht mir doch ähnlich! Und versucht fortan, Majestät davon zu überzeugen, ihr Sohn zu sein, was ihm einen Aufenthalt im „Auffanghaus“ beschert, in dem ein weißes Karnickel überdimensionale Pillen an die Insassen ausreicht. Die Bayreuther Neuenfels-Ratten lassen da via Kostümbildnerin Lena Lukjanova ironisch grüßen! Wulff-Woesten hat dem Stück singbare Melodien mit rhythmischen oder harmonischen „Knacksen“ beigegeben: kurzweilig, knackig, lustig, auf den Punkt. Und am Ende wird noch alles gut. Jippieh!

Weitere Vorstellungen: täglich vom 23. bis 28. Mai, 3., 4., 8., 9. Juni. Nur noch Restkarten für einzelne Termine! Tel. 4911-705

Eine Textfassung des Artikels ist in der Sächsischen Zeitung erschienen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung, ihn hier erneut abdrucken zu dürfen.